Brandanschlag auf Asylheim

■ In Saarlouis haben unbekannte Täter bei einem Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylbewerber einen 25jährigen Flüchtling aus Ghana getötet/ Hintergründe des Anschlags sind noch unklar

Saarlouis (taz) — Bisher unbekannte Täter haben bei einem Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylbewerber in Saarlouis in der Nacht zum Donnerstag einen 25jährigen Flüchtling aus Ghana getötet. Der Mann konnte zwar aus den Flammen gerettet werden, erlag dann aber am Donnerstag morgen in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Zwei weitere Flüchtlinge aus Nigeria erlitten bei dem Feuer schwere, aber laut Polizei nicht lebensgefährliche Verletzungen. Die Hintergründe für den Brandanschlag, der das dreigeschossige Wohnhaus auf nicht absehbare Zeit unbewohnbar gemacht hat, waren am Donnerstag noch unklar. Während die Polizei auf Anfrage der taz einen faschistischen Hintergrund für den Anschlag „zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren“ wollte, sind sich Beobachter der rechten Szene im Saarland einig, daß der Anschlag aus dem Umfeld von Neonazis und Skinheads verübt wurde. Die Polizei hat inzwischen in Saarlouis eine Mordkommission eingesetzt, die aber „noch keine konkreten Erkenntnisse“ auf den oder die Täter habe. Gefahndet wird nach einem silbernen PKW. In dem Wohnhaus im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern wohnten bis zum Donnerstag etwa 20 Flüchtlinge aus Jugoslawien und Afrika. In der Nacht bemerkte ein Nachbar gegen drei Uhr das Feuer und alarmierte die Feuerwehr. Die ersten Untersuchungen ergaben, daß es sich zweifelsfrei um Brandstiftung gehandelt hat. Danach muß einer oder mehrere Täter Benzin an der Außentreppe des Hauses angezündet haben und den BewohnerInnen damit den Fluchtweg abgeschnitten haben. Trotzdem gelang es den meisten der BewohnerInnen, sich selbst aus den Flammen zu retten, bevor die Feuerwehr eintraf.

Der Brandanschlag ist nicht der erste in Saarlouis: Schon Mitte August hatten ebenfalls nicht gefaßte Täter mit dergleichen Methode versucht, ein anderes Asylbewerberheim anzuzünden. Das Feuer an der Eingangstür konnte damals aber rechtzeitig entdeckt werden. Der mörderische Brandanschlag markiert aber nur einen vorläufigen Höhepunkt von Gewalt und Ausländerfeindlichkeit auch im Saarland. Saarlouis gilt Beobachtern der rechten Szene als eines der Zentren für Rechtsradikale im Saarland. Die rechtsradikalen „Republikaner“ fuhren hier bei den letzten Kommunalwahlen ihr landesweit bestes Ergebnis ein. Aus „polizeilicher Sicht“, so ein Sprecher des LKA zur taz, sei der Rechtsradikalismus im Saarland „kein gravierendes Problem“. Daß rechte Schläger PassantInnen krankenhausreif prügelten, komme allerdings „schon mal vor“. Schulterzucken auch in linken Kreisen. Das Maß der rechten Gewalt im Saarland bewege sich im Rahmen des inzwischen Üblichen. Thomas Krumenacker