'Stern‘ will Korrespondenten loswerden

■ Das Magazin behauptet Unregelmäßigkeiten/ Kollegen sehen dagegen politische Maßregelung

Hamburg (taz) — Heftiges Gedrängel herrschte gestern im Saal 315 des Hamburger Arbeitsgerichts, als der Fall „'Stern‘ gegen Kromschröder“ aufgerufen wurde. Das Hamburger Magazin versucht derzeit, seinen renommierten Nahostkorrespondenten loszuwerden. Der hatte sich seit Jahren mit engagierten Reportagen und zuletzt als 'Stern‘-Golfkrieg-Berichterstatter einen Namen gemacht.

Gerhard Kromschröder war im Frühjahr nach zwölfjähriger 'Stern‘- Mitarbeit zweimal fristlos gekündigt worden. Begründet wurden diese blauen Briefe mit Unregelmäßigkeiten bei Spesenabrechnungen während seines zweieinhalbmonatigen Golfeinsatzes. Kromschröder hatte sich als einer der ersten Journalisten nach Bagdad zurückgewagt.

Die Chefredaktion behauptet, er habe verhindert, daß ein von Hamburg nach Bagdad entsandter Fotograf vom Irak ein Visum erteilt bekam. Außerdem seien in dem Zeitraum knapp 10.000 Mark an Bewirtungskosten und eine Taxirechnung von 42.000 Mark angefallen. Vor dem Arbeitsgericht wies Kromschröder diese Vorwürfe sämtlich zurück. Die Kündigungsgründe sind auch nach Aussagen von 'Stern‘- Kollegen nur vorgeschoben, um den altgedienten Journalisten politisch loszuwerden. Er passe einfach nicht mehr in das neue Konzept des Magazins, das mit flotten unpolitischen Schreibern sowie viel Sex den Boulevard-Illustrierten Konkurrenz machen möchte, um nicht unter die Auflagenschallmauer von einer Million zu sacken. Das Gericht vertagte sich auf den 17. Oktober. kva