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Shakespeare's: Bilanz & Pläne

■ Ein Blick in den Spielplan und zurück / Neunte Saison der Vorträumer

Ein deftiger Bremer Exportschlager ist neben Kaffee, Bier und Fußball die Bremer Shakespeare Company. 64 Auswärtsspiele bestritt die Truppe allein in der letzten Spielzeit.

Kein Grund zum Jammern also bei der gestrigen Jahrespressekonferenz auf der Bühne des Theaters am Leibnizplatz. In der vergangenen Spielzeit fanden über 230 Veranstaltungen im Theater am Leibnizplatz statt: 168 Vorstellungen, 22 öffentliche Proben, 13 Gastspiele von auswärtigen Gruppen, 10 Dacapo- Konzerte und 15 Diskussionsveranstaltungen zur vergangenen Bremer Kulturdebatte mit unterschiedlichen Schwerpunkten, genannt „Lebendige Stadt“. Eine Million Mark spielte die Company ein.

Bei einem städtischen Betriebskostenzuschuß von 400.000 Mark läßt sich ausrechnen, daß die Vorträumer vom Leibnizplatz pro eingespielter Mark einen öffentlichen Zuschuß von 40 Pfennigen bekamen. Bei Staatstheatern ist — zum Vergleich — das Verhältnis 1:8 Mark. Norbert Kentrup, Schauspieler, Regisseur und Falstaff vom Dienst: „Wir wünschen uns ein Verhältnis von 1:1.“

Am 10., 12. und 13.10 eröffnet das Gastspiel des „Maxim Gorki Theaters“ aus Simferopol auf der Krim die neue Spielzeit. „Rote Hochzeiten“ vereint zwei Stücke aus der Sowjetunion der 30er Jahre. Die Hochzeiterei wird simultan übersetzt. Für die kommende Saison versprach Kentrup: „Das wird diesmal eine besonders interessante Spielzeit.“ In vier Projekten soll in besonderem Maße die politische Wirklichkeit auf die Bühne gestellt werden. Die erste Premiere ist „Unter dem Glück“, eine Tragikomödie von Dagmar Papula. Die Schauspielerin und Autorin (“Ich, Paula,...“) erzählt die Familiengeschichte von fünf Geschwistern. Das Schweigen über die Vergangenheit und die Verdrängung von gegenwärtigen Konflikten brechen aus bei einem Familienfest, inklusive „hochdimensionierter Zimmerschlachten“, erläuterte die Regisseurin Barbara Abend. Pit Holzwarth inszeniert Shakespeares „Titus Andronicus“. Holzwarth bezeichnete es gestern als „Völkerwanderungsstück“, das Rache als politisches Mittel beleuchtet, und zwar blutrünstig und gewalttätig. Aus dem Shakespeare'schen „Coriolan“ entwickelten vier Schauspieler unter der Regie von Rainer Iwersen ein Stück mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Kennst du das Land“. Coriolanus, der Feind der Volkstribunen in der Gesellschaft von vier pensionierten Politikern, die sich ihrer Verdienste rühmen und ihre Späßchen mit der Arroganz der Macht treiben.

Im Herbst eröffnet das hauseigene Cafe „Falstaff“. Biologisch-dynamische Küche und gibt Ensemble und Publikum eine gute Grundlage für viele Gespräche und fruchtbare Streitigkeiten.

juan

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