Papageien in Popfarben

■ Vogelschau '91: Lehrreiches über Artenschutz und Vogelpflege

Ein durchdringender Pfiff gellt durch Halle fünf. Einige Sekunden später ertönt ein kräftiges „Do-Ri-Mi-Fa-So“, lautstarkes Klappern und Zwitschern aus hunderten von Vogelkehlen. Auch in diesem Jahr haben die etwa achzig „Bremer Vogelliebhaber“ am Wochenende ihre Schützlinge in der Stadthalle vorgestellt: Singende Amazonen, lachende Beos, Großsittiche in knalligen Pop-Farben und Stelzenvögel.

„Was wir hier jedes Jahr veranstalten, ist keine Zuchtleistungsschau“, betont der Veranstaltungsleiter Arnold Mahlstedt. „Uns geht es darum, den Leuten bewußt zu machen, wie sehr Vögel durch den Menschen bedroht sind. Andererseits wollen wir hier die neuesten Erkenntnisse über richtige Vogelhaltung vermitteln.“

Ganz sicher sei man sich inzwischen unter Vogelforschern, daß Tiere, die allein gehalten werden, krank oder zumindest neurotisch werden. „Die Folgen reichen über Federrupfen bis zu Verhaltensweisen, die dem Hospitalismus gleichen“, weiß Mahlstedt. Das seien Auswirkungen des unterdrückten Bruttriebes, unnatürlicher Einsamkeit, oder der falschen Größe des Käfigs.

Eines der Star-Päarchen in Halle fünf, die Edelpapageien aus dem Regenwald Neuguineas, sehen allerdings alles andere als krank aus. Sie, mit überwiegend dunkelrotem Gefieder und lila Bauch, er, knallig grün mit gelb- leuchtendem Schnabel. „Früher ging man davon aus, daß es sich hier um zwei verschiedene Vogelarten handelt“, erklärt Mahlstedt, der sich selbst mit „Vollblut-Vogelfreund“ betitelt. „Solange, bis verschiedenfarbige Jungvögel in ein- und demselben Nest gefunden wurden.“

Ein weiterer Magnet für interessierte Vogelliebhaber sind die etwa 50 Zentimeter großen Riesenpapageien, Hyazinthara. Leuchtend lila mit gelb umrandeten Augen, knacken die Vögel mühelos fingerdicke Äste. Ihre Aufzucht soll als „Ausgangsbasis“ für die Auswilderung dienen.

„Was mir bei uns in Bremen immer wieder sauer aufstößt, ist, wenn Behörden durch ihren übertriebenen Ordnungssinn auch noch die letzten Grünanlagen für Vögel unbewohnbar machen“, sagt Mahlstedt. „Pflanzen wie Weißdorn und Sträucher brauchen die Tiere nämlich als Rückzugsmöglichkeiten.“ bz/fo:he