Columbus wurde zu Tupac Amaru

■ Koloniale Straßenschilder erst ausgetauscht, dann wieder abgekratzt

Arbeiten am Anti-KolonialismusFoto: Falk Heller

Kurz vor der Wahl hat der Senat mit einer bislang geheimgehaltenen Entscheidung die Adressen von ein paar hundert BremerInnen verändert. Die Betroffenen bemerkten dies erst, als sie gestern morgen auf dem Weg zur Arbeit zum Straßenschild an der Ecke hochguckten. Statt Columbusstraße prangte dort im gleichen Schrifttyp und schwarz auf weiß Tupac- Amaru-Straße. „Angesichts der bis heute wirkenden Folgen kolonialer Ausbeutung und Unterdrückung, die mit dem Zeitalter der Entdeckung weltweit ihren Anfang nahm, sollen nicht länger Straßen die Namen von Personen tragen, die an der Unterwerfung und Ausrottung ganzer Völker und der Ausplünderung ihrer Länder teilgenommen haben“, begründete das Stadtamt in einem Schreiben an die Anlieger die Straßenumbenennung. Statt dessen sollte die Erinnerung an Frauen und Männer wachgehalten werden, die gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpften.

Am Nachmittag standen fluchende Männer vom Amt auf Leitern und versuchten die Folien von den Schildern wieder abzukratzen und aus der A.-C.- Sandino wieder die Nachtigal-, aus der Olga-Benario- Prestes wieder die Karl Peters — und aus der Hendrik Witbool wieder die Adolf-Lüderitz-Straße zu machen.

Ungefähr zeitgleich meldete sich die Bremer Initiative „500 Jahre Kolonialismus — 500 Jahre Widerstand“ mit einer Pressemitteilung zu Wort: „Das Schreiben des Stadtamtes ist offensichtlich — und zu unserem Bedauern — nicht wirklich ein offizieller Brief der Behörde“, hieß es da. Es sei skandalös, daß immer noch Straßen nach Personen benannt sind, die an den Verbrehen des Kolonialismus teilgenommen haben. Vorschlag der Initiative: Der Senat solle sich die Vorschläge zur Umbennung zu eigen machen und den Wedemeier-Worten anläßlich der Einweihung des Anti-Kolonial-Elefanten (“Lehren aus der Geschichte ziehen“) entsprechende Taten folgen lassen. hbk