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Projekte fordern Absicherung

■ Die Arbeit ist „unverzichtbar“

Setzt ihr Hoffnungen in die Koalitionsverhandlungen?

Anja Blumenberg: Ja. Nach den Wahlen gab es große emotionale Betroffenheit über Ausländerfeindlichkeit und darüber, daß Leute perspektivlos sind, rechts wählen. Wir wollen, daß auch die SPD die Konsequenzen zieht. Die Sozialpolitik der selbstorganisierten Projekte muß ernster genommen werden. Viele der selbstorganisierten Projekte arbeiten in den Stadtteilen, die von der offiziellen Politik vernachlässigt und deshalb sozial und kulturell verwahrlost sind.

Und die Grünen?

Hoffnungen auf die Grünen haben wir auf jeden Fall. In deren Wahlprogramm steht die personelle Absicherung der selbstorganisierten Projekte drin. Von ihrem Selbstverständnis her müssen sie das auch mitvertreten.

Warum „personelle Absicherung“?

Weil die Projekte seit mehr als zehn Jahrem bis auf Ausnahmen an gesellschaftlichen Brennpunkten wie Drogenpolitik und Mädchenmißbrauch arbeiten und keinerlei finanzielle Absicherung der MitarbeiterInnen haben. Wir sind immer noch darauf angewiesen, uns mit ABM und einjährigen BSHG-Stellen über die Runden zu helfen und müssen mit der dadurch bedingten Fluktuation versuchen, eine professionelle Arbeit zu leisten.

Ihr werdet nur als zusätzliche Projekte begriffen, die verzichtbar wären?

Es kommt langsam in den Köpfen an, daß es sich da um Regelbedarf handelt. Kurz vor den Wahlen hat es ein Gespräch mit Sozialsenatorin Uhl gegeben, wo sie zu unserer Überraschung erstmals erklärt hat, daß sie die Projekte für unverzichtbar hält.

Ihr habt Hoffnungen trotz Finanzkrise und Schuldenlast?

Wir haben keine andere Wahl.

Wieviel Stellen braucht ihr?

Es hat vor zwei Jahren eine Forderung von 13 Millionen pro Jahr gegeben, das würde bis 250 Stellen absichern. Diese Forderung steht im Raum.

Wie haben SPD und FDP darauf reagiert?

Mit der FDP haben wir keinen Kontakt gehabt. Die SPD hat damals das Stammkräfte-Programm entwickelt, nachdem wir das Haus des Arbeitssenators besetzt haben. Da fließen 2,5 Millionen im Jahr. Die Stellen waren uns eine Hilfe, das reicht aber finanziell nicht aus.

Was heißt das?

Die zeitliche Befristung der Stellen auf zwei Jahre ist geblieben. Dieses Programm ist arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitisch ausgerichtet. Der Hintergrund war der Versuch, die ABM-Stellen zu halten. Wir fordern Programme von den einzelnen Ressorts, die unsere inhaltlichen Ziele anerkennen und absichern. Int.: K.W.

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