: Dahlem=Hoyerswerda?
■ Bürger wollen Asylbewerber aus Dahlem verjagen, um einen »rechtsradikalen Bürgerkrieg» zu verhindern
Dahlem. Tausende von Kilometern legten die inzwischen in Dahlem untergebrachten Flüchtlinge aus Hoyerswerda zurück, um an einen sicheren Ort zu gelangen — nun lassen ihnen auch dort die Anwohner keine Ruhe. 50 Unterschriften hat die »Bürgerinitiative zur Verhütung des Rechtsextremismus« bereits gesammelt, um eine Verlegung der Flüchtlinge aus dem Haus des verstorbenen Bischofs Scharf zu erwirken. Ihren paradoxen Namen erklärt die Bürgerinitiative folgendermaßen: Asylbewerber ziehen rechtsextreme Aktivitäten nach sich und müssen folglich verschwinden. Durch eine Verlegung müsse ein »rechtsradikaler Bürgerkrieg« verhindert werden.
Als Adressaten ihrer Forderung samt Unterschriftensammlung erkor die Initiative neben Innensenator Heckelmann und dem Gemeindekirchenrat ausgerechnet Sabine Schrimpf, Fraktionsvorsitzende der Zehlendorfer Grüne/AL-Fraktion. In einem persönlichen Schreiben bittet die Initiative Schrimpf um Unterstützung ihres Anliegens. Die ist empört über diese »Hetzkampagne« und bezeichnete das Ansinnen, sie solle sich um eine Vertreibung der Flüchtlinge aus Dahlem bemühen, als schockierend. In einem Antwortschreiben versicherte sie gestern, weiterhin nicht das Anliegen der Bürgerinitiative, sondern das der Flüchtlinge zu unterstützen. Auch der Zehlendorfer SPD-Kreisvorsitzende Nikolaus Sander bedankte sich gestern bei der Kirchengemeinde Dahlem, den aus Hoyerswerda Geflüchteten Hilfe zu gewähren. Als »gänzlich unerträglich« bezeichnete Sander das »Verhalten zahlreicher Anwohner, die mit rechtlichen Mitteln versuchen, die vertriebenen Asylbewerber erneut zu vertreiben.« jgo
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