: Erich Fehlerlos
■ Nur die anderen haben die DDR und ihn verraten
Erich Fehlerlos Nur die anderen haben die DDR und ihn verraten
Ach Erich, Namensvetter. 40 Jahre DDR, wenn du nur die spießige Miefigkeit, die aus deinem dünnen Lächeln spricht, ablegen könntest: Deine stabile Unwandelbarkeit und Selbstgewißheit haben mich beeindruckt. Unbeirrt und mit einem Trotz, der sicher auch noch aus der Zeit vor der Existenz des „Einzigen Sozialistischen Staates“ auf deutschem Boden kommt, als du noch gegen die Nazis kämpftest, als du noch die Faust ballen konntest, hast du es endlich einmal allen gezeigt. Du hast ihn zwar nicht ausgesprochen, den Satz, der in der Luft lag, das „ich würde es noch einmal genauso machen“. Die Schuld am Scheitern der DDR haben jedenfalls, das hast du klar ausgedrückt, allein die anderen.
Vor allem der böse Ruß', den du doch dein ganzes Leben, in allen Reden, verherrlicht hast und der dich schmählich verraten hat. Richtig, die Russen verstehen doch nichts von der „unverbrüchlichen Treue und Völkerfreundschaft“. Der Schewardnadse, der schon 1984, „noch zur Tschernenkozeit“ über die Vereinigung der beiden Deutschlands nachdachte, er und seine Freunde haben dich und die DDR verraten, verkauft an Großdeutschland. Warum hast du Gorbatschow nicht bei seinem Namen genannt? Ach so, der garantiert ja deinen Aufenthalt in der Restsowjetunion, verstehe. Und was haben sie jetzt von dieser ganzen Perestroika? Nur Zerfall und Elend. Verständlich, da ist es dir entrutscht, das wackere Wort vom „deutschen Kommunisten“, der sich von denen niemals etwas sagen ließ. Nicht dem Ulbricht, und auch nicht dir, dem deutschen Kommunisten, haben die jemals Vorschriften machen können. Es ist zum Heulen, gäbe es da nicht noch Kuba, China und das tapfere Vietnam, die dem Imperialismus trotzen. Apropos: Warum zum Teufel hast du das wackere Nordkorea denn vergessen?
Doch ein bißchen senil, wa? Schwamm drüber. Die Bösewichter um dich rum, der Mielke und vor allem dieser „Herr Wolf“, die haben dich glatt reingelegt. Und das auch noch nach dieser schönen Feier, als Hunderttausende Schäfchen an dir vorbeizogen, um dich und deine DDR zu ehren. Die waren doch alle für dich, da kam der Herr Modrow und der hat die DDR verkauft. Wenn es da nicht doch ein paar treue Seelen gegeben hätte: den Alexander, diesen Schalck zum Beispiel, der seine Arbeit recht ordentlich machte und keineswegs den Strauß anwerben wollte. Überhaupt, mit Schmutz auf diesen Mann zu werfen, das ist doch unerträglich. Strauß, der war ein Weltpolitiker, mit dem du dich verstehen konntest, ein echter Deutscher aus Schrot und Korn, bei dem ein Handschlag genügte, um Verträge zu besiegeln. Nicht so wie mit dem Ruß', dem falschen.
Aber Erich, jetzt sei mal ehrlich. Hast du vielleicht zu guter letzt nicht doch einen Fehler gemacht? 1945 in die CSU, das wäre doch... Erich Rathlos
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