Friedensnobelpreis wird in Birma verschwiegen

Bangkok/ Berlin (taz) — Wenn die birmesische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die am Montag den Friedensnobelpreis für ihren „gewaltlosen Kampf für Demokratie und Menschenrechte“ erhielt, von ihrer Ehrung erfahren haben sollte, dann bestimmt nicht durch die birmesischen Medien. Denn der staatliche Rundfunk in Birmas Hauptstadt Rangoon schwieg sich über den Preis aus. Die Militärposten vor ihrem Haus in Rangoon, in dem sie seit über zwei Jahren isoliert festgehalten wird, wurden am Montag verstärkt, hieß es aus Rangoon.

Als „ungerechtfertigt“ und „Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten“ bezeichneten Vertreter der birmesischen Botschaft in Bangkok die Preisverleihung an die Oppositionspolitikerin. Beobachter erwarten denn auch gegenwärtig keine Änderung der Haltung des Militärregimes, das jede Opposition im Lande brutal unterdrückt. „Die Menschen leben in Angst. Sie glauben, daß ihre Nachbarn sie denunzieren“, sagte Anfang des Monats ein Bewohner von Rangoon, der ungenannt bleiben wollte. „Das Militär verhaftet Menschen überall — in ihren Häusern, in Bussen, in Cafés. Regimekritiker werden unbarmherzig gefoltert“, heißt es in einem Bericht von amnesty international.

Die Interparlamentarische Union wies am Dienstag in Genf darauf hin, daß gegenwärtig 64 Abgeordnete der Oppositionspartei Aung San Suu Kyis entweder ohne Verfahren oder mit hohen Haftstrafen im Gefängnis sitzen. Ein Parlamentarier ist in der Haft gestorben. Eine Abgeordnete, die schwangere Ohn Kyi, sei zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.

In den vergangenen Wochen wurde aus Rangoon bekannt, daß die Junta eine Säuberung im birmesischen Beamtenapparat begonnen hat. Danach seien zehn- bis fünfzehntausend Personen entlassen oder mit Disziplinarstrafen belegt worden, darunter Hunderte von Lehrern und Regierungsbeamten. So hatte der Chef des militärischen Geheimdienstes, Khin Nyunt, nach Angaben der Nachrichtenagentur 'afp‘ Anfang dieses Monats in einer Rede erklärt: „Wir haben die Mitglieder des öffentlichen Dienstes lange genug erzogen und gewarnt. In Zukunft wird jeglicher Verstoß gegen Gesetz und Autorität, jede Konfrontation oder Versuche, das Militär zu spalten, mit dem Kriegsrecht verfolgt werden.“

Vertreter der oppositionellen birmesischen Studenten in Thailand haben am Dienstag am Rande der IWF/ Weltbank-Tagung darauf hingewiesen, daß sich in Thailand rund 1.500 birmesische Studenten versteckt halten, da sie Abschiebungen befürchten müßten. Zwischen Juli 1990 und Juni dieses Jahres seien über 400 Birmesen deportiert worden. Als illegale Einwanderer säßen derzeit etwa 170 Studenten in Bangkok und Umgebung im Gefängnis. li