20 Jahre Budensuche

■ Kasernen als Studentenquartiere

Foto: Birgit Piranivsky

Das Semester hat schon begonnen und trotzdem wissen rund 300 Studentinnen und Studenten in Bremen immer noch nicht, wo sie wohnen sollen. „Einige leben noch in Zelten, andere in der Jugendherberge, für 21 Mark die Nacht“, klagte gestern ein Mitarbeiter des AStA.

Also raus auf die Straße, in Bremens gute Stube, vor die Bürgerschaft. Da wollten gestern Mittag Studentenvertreter und Mitarbeiter des Studentenwerkes die Bremer über die Wohnungskrise informieren. „Das Problem der Wohnungsnot unter Studenten ist so alt wie die Universität, und der freie Wohnungsmarkt hat sich drastisch verschlechtert.“

Recht hat er, der Studienberater Hans-Joachim Tiefensee, denn das Verhältnis von Studierenden und Studentenwohnungen hat sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert. 1971 kamen auf etwa 4.000 Bremer Studenten 180 Plätze in Wohnheimen, im letzten Jahr kamen auf 23.000 Studierende 1.086 Wohnheimplätze. „Damit liegen wir im Bundesvergleich eindeutig an letzter Stelle“, beklagt Isa Dieckmann

vom Studentenwerk.

Mindestens 500 neue Wohnheimplätze forderten die Protestler gestern und staatliche Zuschüsse für Anmietungen durch das Studentenwerk. 300 Plätze werden in naher Zukunft möglicherweise schon bezugsfertig sein. Im Luisental hat das Studentenwerk 186 1-Zimmer-Appartments gekauft, weitere 114 stehen zum Verkauf an. Das Problem: Die Finanzierung läuft über Bundes-, Länder- und Eigenmittel. Insgesamt 7,8 Millionen Mark. Die kann das Studentenwerk nur zahlen, wenn das Land Bremen den Bundesanteil vorschießt. Denn das Bundesprogramm läuft bis 1994, und so lange will der Bauherr nicht warten.

Das wird aber kaum reichen. „Der Wohnungsmangel ist so groß, daß auch ungewöhnliche Wege beschritten werden müssen. Konkret schlagen wir u. a. die vorübergehende Nutzung leergewordener Kasernen vor, wie beispielsweise in der Neuen Vahr“, lautete die zentrale Forderung der Aktionisten gestern. mad