Explosive Atomsprengköpfe

London (taz) — Die Londoner Regierung hat eine Untersuchung der Sicherheit britischer Atomwaffen angeordnet. Das gab der stellvertretende Verteidigungsminister Alan Clark am Rande der hitzigen Unterhausdebatte über die geplanten Kürzungen im Rüstungshaushalt bekannt. Das Untersuchungsteam unter Ernest Oxburgh, dem wissenschaftlichen Berater des Ministeriums, soll bis Jahresende einen Bericht fertigstellen. Der sei natürlich geheim, sagte Clark — „aber wir werden eine öffentliche Erklärung dazu abgeben“.

Laut Clark gibt es ohnehin keinen Grund zur Beunruhigung. „Britische Atomwaffen sind sicher“, behauptete er gegenüber besorgten Abgeordneten. Warum also die überraschende Anordnung einer Untersuchung? Der US-amerikanische Wissenschaftler Sidney Drell hatte im Frühjahr dem Kongreß einen Bericht vorgelegt, in dem er auf schwere Fehler im Design verschiedener US- Atomsprengköpfe hinwies. „Unbeabsichtigte Explosionen“ seien daher weitaus wahrscheinlicher, als bisher angenommen wurde. Drells Kritik galt vor allem der B57-Bombe, die der britischen WE 177 entspricht, sowie der D5-Rakete, mit der die Trident-U-Bootflotte bestückt werden soll. Bei dieser Rakete sind die Sprengköpfe um den Treibstofftank angeordnet. Dadurch wird Platz gespart und die Reichweite erhöht. Allerdings erhöht sich auch die Gefahr, daß ein Brand im Treibstofftank — z.B. wenn die Rakete vom LKW fällt — eine Atomexplosion auslöst. Die britische Trident-Flotte wird Mitte der 90er Jahre ebenfalls mit der D5- Rakete ausgerüstet.

Anti-Atominitiativen hatten nach der Veröffentlichung des Drell-Berichts eine sofortige Einstellung der britischen Atomwaffentransporte gefordert, was Verteidigungsminister Tom King jedoch als „völlig unbegründet“ zurückwies. Jetzt hat er seine Meinung offenbar geändert. Die britischen Atomwaffengegner begrüßten die Entscheidung und bezeichneten sie als Bestätigung ihrer damaligen Zweifel an der Sicherheit britischer Atomwaffen. Ralf Sotschek