Lupenreiner Männerklub

■ Uni Gießen: Keine C-4-Professur für Veronika Bennholdt-Thomsen/ Helmut Dubiel gewinnt Rennen

Berlin (taz) — Frauenförderplan hin, Proteste her: Die Professoren des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften an der Gießener Justus-Liebig-Uni bleiben ihrer 15jährigen Tradition treu — und damit weiterhin ein lupenreiner Männerklub.

Denn die lang vakante C-4-Professur wird nicht Veronika Bennholdt-Thomsen antreten, immerhin Wunschkandidatin der Mehrheit des Fachbereichrates, sondern Helmut Dubiel. Das entschied jetzt die hessische Wissenschaftsministerin Evelies Meyer (SPD) — und zwar nach mehrmonatiger „Bedenkzeit“.

Über ein Jahr währte der Streit. Eine Professorenmehrheit im Fachbereich versuchte, der feministischen Entwicklungssoziologin die wissenschaftliche Qualifikation abzusprechen. Zwei verschiedene Berufungslisten landeten schließlich auf dem Schreibtisch der Wissenschaftsministerin. Sie hatte das letzte Wort. Aus „rein fachlichen Gründen“ fiel deren Wahl nun auf den Kultursoziologen und „Kompromißkandidaten“ Helmut Dubiel. Denn der decke ein breiteres Spektrum ab als seine Konkurrentin, so die Begründung aus dem Ministerium. Die StudentInnen des Fachbereiches aber fürchten, daß jetzt die Entwicklungsländersoziologie als Schwerpunkt hinten runterfällt.

Hinten runtergefallen ist auf jeden Fall die Frauenpolitik. Selbst die Interventionen der hessischen Frauenministerin, Heide Pfarr, nützten nichts.

Andere Seilschaften, etwa die des ehemaligen hessischen Kultusministers Ludwig von Friedeburg, Vorstandskollege von Helmut Dubiel beim Frankfurter Institut für Sozialforschung und Doktorvater von Frau Mayer und Herrn Dubiel, waren einfach stärker.

Heide Pfarr ist jetzt „enttäuscht“ und findet, daß ihre Kabinettskollegin ein hochschulpolitisches Zeichen „versäumt“ habe. Weniger vornehm schreibt Karin Hagemann, hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag in einer Presseerklärung, Evelies Mayer habe sich „klar auf die Seite der konservativen Fachbereichsmehrheit der männlichen Professoren gestellt“. Ulrike Helwerth