Das Räumkommando lauert

■ Konflikt um die Rigaer 83/ Ultimatum ohne Vollzug/ Räumungsbescheid soll der Polizei vorliegen/ Die Bewohner versuchen selbst, bestimmte Auflagen zu erfüllen

Friedrichshain. Ein weiterer Lokaltermin in der Rigaer Str. 83 ging mit der ultimativen Aufforderung vom Justitiar der Wohnungsbaugesellschaft Friederichshain Batschulat zu Ende, das Haus zu räumen. Ein »dringliches Räumungsbegehren« sei am Freitag nachmittag an die Polizei ergangen, teilt die WBF in einer Presseerklärung mit. Das Bau- und Wohnungsaufsichtsamt hatte nach einer Begehung das Gebäude »wegen akuter Gefahr — besonders durch unsachgemäß verlegte provisorische Stomversorgung — für die Nutzer und die öffentliche Sicherheit« sperren lassen. Nach Ansicht der Bewohner sei das baupolizeiliche Gutachten »zu global betrachtet« angefertigt worden. Wie ein Vertreter gegenüber der taz einräumte, sind die angemahnten Sicherheitsinteressen richtig, eine Sperrung des gesamten Gebäudes sei unverhältnismäßig. Zu bemängeln sei, daß sich die BewohnerInnen spät um die Beseitigung der Mängel gekümmert hätten wie das fehlende Treppengeländer oder die provisorische Elektrik. Ein Einlenken sei gegeben, so der Vertreter, falls die Räume, in denen die Decken abbröckeln, von den Bewohnern selbst gesperrt würden. Auch haben die Bewohner einen unabhängigen Architekten von Stadtbau, Klaus Krampmann, zu Rate gezogen, der sein Urteil über den Zustand des Hauses aber erst am Dienstag vorstellen wollte. Etwas spät, denn die WBF ist willens, das Gebäude leerzubekommen. Heute versuchte die WBF mit »beauftragten Firmen eine Medientrennung (Strom) durchzuführen«, was jedoch scheiterte. Den 26 BewohnerInnen wurden von der Wohnungsbaugesellschaft Unterkünfte angeboten, die zur Zeit unter der Kategorie schwer- oder unvermietbar gelten. Die »Versorgung der Frauen mit Kleinkindern konnte inzwischen geregelt werden«, teilt die WBF mit.

Unstimmigkeit und Ratlosigkeit unter den BesetzerInnen. Zu wenig Unterkünfte, befinden die einen, andere nahmen das Angebot der Ersatzunterkünfte an. Die Bewohner hatten zunächst versucht, ein anderes Gebäude zu bekommen. Darauf konnte die WBF nach eigenen Angaben nicht eingehen, da nichts relevantes vorhanden sei.

Guter Rat ist da teuer. Was das Schicksal des Hauses in der Rigaer angeht, vermuten die BewohnerInnen, werden sich wohl die neuen Eigentümer einigen müssen. Es sollen drei Anträge vorliegen, einer aus der Schweiz, aus Boston (USA) und selbst das Land Berlin soll sich um das Grundstück in der Rigaer 83 beworben haben.

Der neue Eigentumsanwärter aus der Schweiz hätte sich nach Auskunft der BewohnerInnen bereits im Haus vorgestellt. Er »wolle natürlich Rendite machen, habe aber nichts gegen den Verbleib der jetzigen Bewohner im Haus, wenn sie die Miete zahlen würden.« abc