Die Geschichte der Berliner Eisenbahn

■ 1838: In anderthalb Stunden erstmals von Potsdam nach Berlin

Berlin war lange Zeit Deutschlands größte Eisenbahnstadt. Schon in den Jahren 1838 bis 1848 entstanden fünf — private — Bahnstrecken. Als erste Linie in Preußen wurde die Bahn zwischen Berlin und Postdam am 29. Oktober 1838 eröffnet. Der Dampfzug brauchte für die Strecke von Potsdam bis zum ersten Berliner Bahnhof nahe der heutigen Stresemannstraße 60 bis 80 Minuten.

Im Jahre 1841 wurde der Anhalter Bahnhof erbaut, von dem aus die Züge nach Jüterbog und Dessau fuhren. Ein Jahr später wurden der Stettiner und der Frankfurter Bahnhof — der spätere Ostbahnhof — fertig, kurz darauf der Hamburger Bahnhof. 1850 ordnete König Friedrich Wilhelm IV. an, den Hamburger, den Potsdamer, den Stettiner und später den Frankfurter Bahnhof auf Staatskosten mit einem Schienenring zu verbinden, der längs der Stadtmauer verlief, um den Militärtransport so zu erleichtern.

Bis 1871 — die Einwohnerzahl Berlins war auf fast eine Million gewachsen — kamen der Görlitzer Bahnhof, der Cüstriner Bahnhof für die Züge nach Königsberg und der Potsdamer Bahnhof dazu. 1871 wurden alle Bahnlinien verstaatlicht. Parallel zu den Fernbahnstrecken wurden Vorortbahnen eingerichtet. Der neu eröffnete Lehrter Bahnhof übernahm die Funktion des stillgelegten Hamburger Bahnhofs. 1872 entstand die Stadtbahn zwischen Charlottenburg und Schlesischem Bahnhof auf dem Bett des zugeschütteten Königsgrabens. Kurz darauf wurden die Vorortbahnhöfe Tempelhof, Rummelsburg, Gesundbrunnen und Grunewald an den Eisenbahnring angeschlossen. Der Anhalter Güterbahnhof wurde erbaut, der Anhalter Personenbahnhof vergrößert. Ab 1884 hielten auch Fernbahnen am Bahnhof Zoo. 1894 fuhren die Lokalzüge der Zwei-Millionen-Stadt im Fünf-Minuten-Rhythmus. Die Fernverbindungen reichten bis Moskau, Paris oder Kopenhagen. Zwischen 1924 und 1928 wurde das gesamte Netz der Stadt-, Ring- und Vorortbahnen elektrifiziert. 1928 fuhren in Berlin täglich über 500 Fernbahnen ab oder kamen an, das entspricht 30 Millionen Reisenden im Jahr. Dazu wurden täglich eine Million Reisende im S-Bahn- und Vorortnetz befördert. Um 1936 begannen Abrißarbeiten für die geplante Nord-Süd-Achse des »Reichsarchitekten« Albert Speer, die in zwei riesige Kopfbahnhöfe gemündet hätte. Mit dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg wurden die Pläne fallengelassen.

Nach dem Krieg waren viele Bahnanlagen und Bahnhofshallen beschädigt. Der Lehrter, der Görlitzer, der Anhalter und der Stettiner Bahnhof wurden um 1950 stillgelegt, ein Jahrzehnt später gesprengt. Nach dem Mauerbau wurden in Ost-Berlin der Bahnhof Lichtenberg ausgebaut und Schönefeld angelegt. In West-Berlin übernahm der Bahnhof Zoo die Funktion des Hauptbahnhofes. esch