Lolita: Stimulanswert sehr hoch

■ Schnürschuh-Theater ruft zum Boykott von „Prinz“ auf

“Es reicht!“ Das Bremer „Schnürschuh-Theater“, bekannt für sein Kinder- und Jugendtheater-Programm, ruft seit gestern zu einem Boykott der Stadtillustrierten „Prinz“ auf. Anlaß: Das Oktoberheft des „Prinz“, in dem unter dem Titel „66 mal Lust“ in einer Art Hitparade erotische Literatur auf ihren sexuellen „Stimulanswert“ abgeklopft wird. Besonders hohe Quoten erreichte Literatur zum Thema „Lolita-Sex“: Almudena Grandes' „Lulu“, Alberto Moravias „La Noia“ und Vladimir Nabukovs „Lolita“.

Hier werde, so das „Schnür-

schuh-Theater“, eine „skrupellose Vermarktung von sexueller Gewalt“ betrieben; die Zeitschrift sei „gefährlich nahe an einer Rechtfertigung“ von Kinderschändung. Skandalös sei, daß die Bücher, die „inspirieren, Appetit machen und heiße Tips geben“, über den „Prinz“ zu beziehen seien. „Schnürschuh“ will fortan den „Prinz“ boykottieren und hofft, „daß sich viele andere anschließen“.

Der inkriminierte Artikel gehört zum überregionalen „Mantel“ des „Prinz“, der in der Zentrale in Hamburg gemacht wird. Bei der Bremer Redaktion rennt man mit dem Boykott offene Türen ein. Chefredakteur Claus Spitzer-Ewersmann zur taz: „Die Titel mit Kindersex gehören da nicht rein. Das ist dazwischengerutscht. In der Sache hat Schnürschuh recht.“ Er besteht zwar darauf, daß Erotik zum städtischen Leben gehört wie Kunst und Musik, doch die „Titellinie“ der „Prinz“-Zentrale (Sex, Sex, Sex) findet auch er fragwürdig. Kommende Woche wollen die „Lokal-Prinzen“ mit der Zentrale darüber „streiten“. Bus