Schwammberger erneut schwer beschuldigt

Stuttgart (ap) — Der mutmaßliche NS-Verbrecher Josef Schwammberger ist gestern vor dem Stuttgarter Landgericht erneut von einem Überlebenden des Holocausts des mehrfachen Mordes an jüdischen Frauen, Kindern und Männern beschuldigt worden. Der 81jährige Julian Zielinski aus Frankfurt sagte vor der neunten Strafkammer, Schwammberger habe im Herbst des Jahres 1943 im Getto B im polnischen Przemysl mit Hilfe seines Schäferhundes Prinz eine Gruppe von 20 bis 30 Menschen in einen brennenden Holzschuppen getrieben und eigenhändig erschossen. „Der Hund hat sie gehetzt. Die Leute drohten, bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Das war ein Gnadenschuß“, sagte der Zeuge am 26. Tag der Hauptverhandlung. Er habe die Erschießung aus einer Entfernung von zehn oder 15 Metern aus dem ersten Stockwerk des Hauses beobachtet, in dem er sich damals versteckt gehalten habe. Bei der Aktion seien auch zwei oder drei ihm nicht bekannte Gestapo-Männer dabei gewesen, diese hätten nicht geschossen. Die Leichen seien mit dem brennenden Schuppen verbrannt. Der Zeuge berichtete weiter, daß er bei einem Besuch in Przemysl vor zwei Jahren die Fundamente der abgebrannten Scheuer noch gefunden habe. Im Gegensatz zu den Aussagen anderer Zeugen verneinte Zielinski eine Beteiligung Schwammbergers an der sogenannten Turnhallen-Aktion, bei der die letzten noch lebenden Insassen des Gettos B im Hof einer Turnhalle erschossen worden waren.