Weizsäcker hat's gern problemlos

■ Der Bundespräsident besucht erstmals Asylbewerber in Ostdeutschland

Haldensleben (dpa/taz) — Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat gestern erstmals ein Wohnheim für Asylbewerber in den neuen Bundesländern besucht. Doch unser Präsident hat's gern problemlos. Seine hehren Absichten, ein Zeichen gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland zu setzen, werden durch die Wahl, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, geschmälert. Denn das Wohnheim für Asylbewerber in Haldensleben bei Magdeburg ist das einzige Wohnheim für Flüchtlinge in den neuen Ländern, wo es keine Übergriffe rechtsextremistischer Gangs gab, wo sich die Bevölkerung mit den Flüchtlingen arrangiert und sie angenommen hat. Auf die Frage, warum sich der Bundespräsident nicht in problematischeres Terrain wagte, sagte sein Pressesprecher lapidar: „Der Bundespräsident fährt keinen eingeschmissenen Fensterscheiben hinterher, damit würde er die Randalierer nur aufwerten.“