Friedenslieder unerwünscht

Tel Aviv (taz) — Nach einer Meldung der Tel Aviver Tageszeitung 'Haarez‘ soll der Direktor des israelischen Rundfunks den Programmgestaltern und Ansagern die Anweisung gegeben haben, „nicht zu viele Friedenslieder zu senden, während die Friedenskonferenz in Madrid tagt“.

Herr Amon Nadav soll diese Instruktionen damit begründet haben, daß es unerwünscht sei, „das Volk in Euphorie zu versetzen“. Der Generaldirektor des Rundfunks, Arieh Mekel, erklärte, daß diese Instruktion nicht vom ihm stammt, Herr Nadav ist einstweilen auf Urlaub gegangen und konnte zur Sache nicht befragt werden. Ein höherer Beamter des Radios hat laut 'Haarez‘ erklärt, daß es eine permanente Weisung gibt, bei „derlei Ereignissen“ keine Lieder zu senden, die einen politischen Charakter haben; Anweisungen, ein bestimmtes Lied nicht zu senden, seien jedoch nicht gegeben worden. Bei „derlei Ereignissen“ wie der Madrider Friedenskonferenz, „gibt es viele Zuhörer, und da müssen Lieder gesendet werden, die dem Ereignis entsprechen. Also Musik, die für alle Hörer passend ist und die keinen bestimmten politischen Standpunkt zum Ausdruck bringt. Kommentare entsprechen der Intelligenz des Redakteurs“, soll der Radiobeamte erklärt haben.

Rundfunk und Fernsehen in Israel unterstehen einer besonderen Behörde, die von der jeweiligen Regierungskoalition ferngesteuert ist. Seit der Staatsgründung hat es so etwas wie eine internationale Friedenskonferenz, wie jetzt die in Madrid, noch nicht gegeben. „Derlei Ereignisse“ sind in dieser Region im letzten Jahrhundert so gut wie unbekannt. Verschiedene einflußreiche politische Kreise sehen in der Friedenskonferenz eine „furchtbare Gefahr“. Wieder anderen scheint es jetzt eher angebracht, Trauermusik zu spielen. aw