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Hassemer, bleibe hart!

■ Zum Streit um den Potsdamer Platz

Volker Hassemer hatte Mut. Als er gleich nach Amtsantritt im Februar ein völlig neues Planungsverfahren für den Potsdamer Platz durchsetzte, verknüpfte er auch sein politisches Schicksal mit dem Ausgang der Architektenkonkurrenz. Ist Hassemer jetzt gescheitert? Das, was er im Frühjahr sich und anderen versprochen hatte, hat er auf jeden Fall nicht eingelöst. Die Beschränkung des Wettbewerbs auf wenige große Büros schadete mehr, als daß sie nutzte. Und auch die Investoren ließen sich nicht, wie vom Senator erhofft, via Stadtforum einbinden und bändigen.

Jetzt schon ist Hassemer nicht mehr der Herr des Verfahrens. Die Investoren hatten sich zwar vertraglich verpflichtet, das Ergebnis des Wettbewerbs zu akzeptieren. Auf ihre öffentliche Androhung des Vertragsbruchs hat der Senat jedoch nicht etwa mit Empörung reagiert, sondern mit der Entmachtung des Stadtentwicklungssenators. Eberhard Diepgen persönlich will sich in die Gespräche mit Daimler-Benz und Sony einschalten. Der Senat als ganzer soll über den preisgekrönten Entwurf Gericht sitzen. Es wäre nicht das erste Mal in Berlin, daß die Entscheidung einer Architektenjury kassiert würde, weil sie irgendwelchen hohen Herren nicht gefällt.

Es ehrt Hassemer, daß er für diesen Fall »Konsequenzen« androht. Er sollte der Ankündigung im Zweifel auch Taten folgen lassen — und nun nicht in nacheilendem Gehorsam das Wettbewerbsergebnis nach den Wünschen der Investoren zurechtbiegen. Hassemer, möchte man ihm zurufen, bleibe hart! Hans-Martin Tillack

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