Gehirnwäsche in China

■ Die „Reue“ des Regimekritikers Bao Zunxin

Peking/Berlin (dpa/taz) — Unablässig verkünden es die chinesischen Machthaber: Die brutale Repression kritischer Geister in China war notwendig und legitim. Denn nur eine Regierung, die absolute Kontrolle über ihre Untertanen hat, kann das Land vor Chaos schützen. Ist die Herrschaft unangefochten, kann die Regierung Milde gegenüber jenen Dissidenten zeigen, die ihre „Irrtümer“ bereuen.

Wie einen Triumph melden denn auch die regierungsamtlichen Medien jeweils, wenn ihre Umerziehung „erfolgreich“ ist. Jüngster Fall: Ende der vergangenen Woche hieß es in der Pekinger 'Jugendzeitung‘, Bao Zunxin, einer der geistigen Anführer der Demokratiebewegung von 1989, habe Reue gezeigt. Der Philosoph und Forscher an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften war im Juni 1989 festgenommen und im Januar dieses Jahres zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Wegen einer Erkrankung sei Bao im Mai aus dem berüchtigten Gefängnis Nr. 2 in ein Krankenhaus verlegt und operiert worden. Die gute medizinische Betreuung habe ihm eine „tiefe Lektion“ erteilt, wurde Bao in der Zeitung zitiert. Auch während seines fast zweimonatigen Krankenhausaufenthalts habe er politische Umerziehung erfahren, hieß es weiter. Er sei nun „beschämt“ über seine Rolle während der „Unruhen“, weil er „die Partei vollständig verraten“ habe und zu einem „Sünder der Republik“ geworden sei.

Bao Zunxin, KP-Mitglied und Herausgeber der Zeitschrift 'Weg in die Zukunft‘, hatte sich bereits im Februar 1989 an einem öffentlichen Appell zur Freilassung der politischen Gefangenen in China beteiligt. Später mobilisierte er die Intellektuellen zur Unterstützung der Studenten. Ein von ihm verfaßtes Manifest attackierte Deng Xiaoping als „senilen Autokraten“.

Bao, der unter Bluthochdruck und einer Herzkrankheit leidet, hat nach Informationen von amnesty international im vergangenen Jahr zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. li