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Lehrergehalt nur für Schülerleistung

■ Das britische Bildungsministerium will Lehrer um brave Schüler konkurrieren lassen

Dublin (taz) — Britische LehrerInnen werden demnächst Jagd auf Schulschwänzer machen müssen, um ihr Gehalt zu sichern. Wenn es nämlich nach dem Willen der britischen Regierung geht, werden sie künftig aufgrund der Leistungen ihrer SchülerInnen bezahlt. In einem Papier, das dem Ausschuß zur Festlegung der Gehälter vorgelegt wurde, fordert Bildungsminister Kenneth Clarke, die Höhe der Bezahlung von den Examensergebnissen, der Zahl der geschwänzten Tage und der Berufswahl der SchülerInnen abhängig zu machen. Die praktische Umsetzung stellt sich Clarke wie eine Fußballmeisterschaft vor: Die Bildungsbehörden sollen jedes Jahr Ranglisten veröffentlichen, in denen die „Erfolge“ der einzelnen Schulen aufgelistet werden. Der Minister räumt allerdings ein, daß es Probleme geben könnte, da jeder Schule ein bestimmtes Budget zugeteilt wird. Die Prämien für besonders „erfolgreiche“ Lehrkräfte müßten also anderswo eingespart werden — zum Beispiel, indem die Schulen „neues Personal am unteren Ende der Gehaltsskala einstellen“.

Jack Straw, Bildungsminister im Labour-Schattenkabinett, wies darauf hin, daß ein guter Unterricht vor allem von der Kooperation der Lehrkräfte abhänge. Konkurrenzkampf um Geld könne dem nur schaden. „Es ist daher unglaublich, daß über Gehaltserhöhungen aufgrund einer Ligatabelle der Schülerergebnisse entschieden werden soll“, sagte Straw.

Der Ausschuß wird Anfang nächsten Jahres seine Empfehlungen vorlegen. Die Gewerkschaften fordern Gehaltserhöhungen zwischen 15 und 26 Prozent für die 440.000 britischen LehrerInnen. Die Regierung weigert sich jedoch, Beamtengehälter anzuheben, damit die Inflationsrate, die zur Zeit um vier Prozent liegt, nicht wieder steigt. Ralf Sotscheck

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