Japaner in Hollywood

Tokio (dpa/taz) — Der japanische Elektronik-Riese Toshiba und das Handelshaus C. Itoh steigen zusammen mit einer Milliarde Dollar beim größten Medienkonzern der Welt, der amerikanischen Time- Warner Gesellschaft ein.

Wie die beiden japanischen Firmen in Tokio mitteilten, werden sie sich mit zusammen 12,5 Prozent an einer neuen Gesellschaft beteiligen, in die Time-Warner seine Bereiche Film und Video, Kabel-TV sowie Programm-Produktionen einbringen wird. Toshiba und C. Itoh zahlen für die Beteiligung jeweils 500 Millionen Dollar (850 Mio. DM).

Toshiba ist damit nach Sony und Matsushita der dritte japanische Elektronikkonzern, der sich in Hollywood engagiert. Sony hatte 1989 die Filmgesellschaft Columbia übernommen, ein Jahr später kaufte Matsushita den Unterhaltungskonzern MCA.

Im Gegensatz zu den beiden spektakulären Übernahmen hat Time- Warner allerdings nach Brancheninformationen die beiden japanischen Firmen selber um eine Beteiligung gebeten. Nach der mit hohen Krediten finanzierten Fusion der Gesellschaften Warner Brothers und Time im Januar 1990 ist das größte Medienhaus der Welt nach wie vor hoch verschuldet.

Toshiba, einer der führenden japanischen Hersteller von Computern und Unterhaltungselektronik, verspricht sich nach eigener Darstellung von der Beteiligung einen Zugang zu Unterhaltungs-Software wie Video- und Fernsehproduktionen. Das Unternehmen hofft so, Entwicklung und Absatz von neuen Techniken wie dem hochauflösenden Fernsehen (HDTV) oder Personal-Computern mit Fernsehfunktionen beschleunigen zu können. Eine Übernahme von Time-Warner steht nach Angaben der Beteiligten (noch?) nicht zur Debatte.

Wegen sinkender Verkaufszahlen für Computer und Halbleiter erwartet Toshiba in diesem Jahr einen Gewinnrückgang um 26 Prozent und will das Investitionstempo drosseln. Experten bezeichneten die Beteiligung an Time-Warner deshalb als eine „vorsichtige Investition mit langfristigen Perspektiven“.