Und schon wieder Triebstau für die Autofahrer

■ Kolonnen von Innenministern rasten gestern durch die Stadt und verursachten Frustrationen/ Spaziergangsverbot am Spreebogen/ Erschütternde Begegnungen zwischen Dackeln und Polizeihunden

Tiergarten/Mitte. Gestern gab's schon wieder reichlich Triebstau für die Autofahrer. Denn seit den frühen Morgenstunden bahnten sich zahlreiche Limousinenkolonnen durch den Verkehr und sorgten hier und da und dort für Stillstand. Inhalt der mit viel polizeilichem Geknatter und Geblinke begleiteten Staatskarosserien: diverse Innenminister, die zu ihrer Bundeskonferenz im Reichstag strebten.

»Reichlich viel gut Auto« sei auf den Straßen, vermeldete ein dennoch gutgelaunter Sprecher der Verkehrspolizei. Zu Tagesbeginn habe man zwar via Verkehrsfunk in den Rundfunkstationen eine allgemeingehaltene Meldung über zu erwartende Verkehrsstockungen durchgegeben, die Anzahl der Staus sei ihnen jedoch nicht rückgemeldet worden: »Wir sind in der glücklichen Lage, das nicht feststellen zu können.« Aber schließlich sei auch die Anzahl der Kolonnen geheim: »Tut mir leid, das fällt unter die amtliche Verschwiegenheitspflicht.«

Triebstau und einen Vorgeschmack auf zukünftige Absperrungen rund um den Regierungssitz erlebten aber auch passionierte Spaziergänger und Radfahrer, die von uniformierten Kräften mit ausgestrecktem Zeigefinger roh zurückgewiesen wurden. Der Reichstag war mit rotweißen Polizeigittern so weitläufig abgesperrt worden, daß durch das Gebiet am Spreebogen kein Durchkommen mehr war. Überall patrouillierten Polizisten, teilweise sogar mit Hunden. Erschütternde Szenen spielten sich ab, als die Polizeiköter und die Dackel alter Damen miteinander kollidierten.

Auch die Straße des 17. Juni war ab der Kreuzung Entlastungsstraße versperrt, so daß der touristische Mittelpunkt der Stadt, das Brandenburger Tor, vom Publikumsverkehr abgeschnitten war.

Allein der Siegesgöttin auf dem Tor war es erlaubt, über die Einsamkeit der Innenminister zu wachen. Da diese im fahnenbewehrten Reichstag partout weitertagen wollten, dürften sich die geschilderten Szenen heute wiederholen, da capo al fine. usche