»...Und die Frauen lieben mich«

■ Die Taxifahrerin (1): Ganz Berlin in einer Taxe

Hallo, fahr'n s'e mal... oh, hab' ich ein Glück, 'ne Taxifahrerin: Warum, da fragen s'e noch? Na hör'n s'e mal, wenn das kein Glück bringt, man wird mit 'ner Frau von einer holden Weiblichkeit zur nächsten kutschiert. Da kann doch heute nichts mehr schiefgehen. Sie müssen wissen, ich liebe die Frauen, und die Frauen lieben mich. So ist das nun mal.

Wo ich hin will? Hab' ich noch nicht gesagt? Seh'n s'e, schon bringen s'e mich aus dem Konzept. Schaffen die Damen immer.

Zu meiner Mutter natürlich, Badstraße, aber schön vorsichtig, ich bin nämlich Mamas Goldjunge. Wenn mir was passiert, die würde sich das Leben nehmen. Na, dann woll'n wir beiden mal, am besten übern 17. Juni, da seh'n wa unterwegs wat Grünet.

Mama wird Augen machen, sag' ich Ihnen, die rechnet heute gar nicht mit mir. Schon 88, die Gute, aber voll auf Zack. Hat gleich gesagt: Junge, deine neue Verlobte ist nur hinter deinem Geld her. Und warum hat die in dem Alter noch keinen Mann abgekriegt? Laß s'e fallen, eh's zu spät ist. Schließlich bist du jetzt über 50, kannst dir solche Eskapaden nicht mehr leisten, sollst mal 'ne anständige Frau haben, wenn ich nich mehr bin.

Also, ehrlich gesagt, erst dachte ich ja, die ist nur eifersüchtig, weil mir die Rita so gut gefiel, konnt' ich gar nicht verbergen vor Mama, aber recht hat s'e ja doch.

Halten s'e hier mal kurz am Blumenladen. Hier, die Rose ist für Sie, und den Strauß kriegt Mama. Muß ich ihr ja schonend beibringen, daß ich wieder zu ihr ziehe.

Obwohl die Rita, ehrlich gesagt, die machte 'nen ganz patenten Eindruck. Hat mir gleich angeboten, meine Hemden zu bügeln, damit Mama entlastet wird. War auch meine Wellenlänge, ich Lagerarbeiter und sie an 'ner Kasse.

Zwei Monate sind wa zusammengewesen, abends immer ins Kino oder auch mal ins Steakhaus, ich immer bezahlt, konnt' ich mir ja leisten, muß ja nichts abgeben bei Mama. Und großzügig war ich schon immer, werden s'e nachher am Trinkgeld merken. Und wie ich dann schon mit einem Fuß drinnen bin in ihre Bude, will ich mich mit ihr verloben. Ganz große Augen hat s'e gekriegt, und ich merke gleich, Eberhard, die will dich.

Aber vorher wollte s'e erst mal nach Ibiza. Ich also alles organisiert, Flüge und so, alles aus meiner Tasche gelöhnt. Nun stell'n s'e sich mal vor, kaum sind wa da, rennt die doch mit mir von einer Budike zur nächsten.

Mußte direkt energisch werden, det wa det Wasser ooch mal seh'n. Aber es kommt noch dicker, schöne Frau, meine Post ist nämlich schon umgemeldet. Kommt jetzt alles zu meiner Verlobten, und heute früh, als ich ihr noch eine Chance geben wollte, weil wa uns sonst gut verstehen, Sie wissen schon, sagt die doch, sie hätte meine Bankauszüge aufgemacht und wieso ich soviel Schulden hätte, und ob ich vielleicht 'n Spieler wäre und wovon ich mal 'ne Familie ernähren wollte. Als ob s'e noch Kinder kriegen könnte in dem Alter!

Mama hätte mich mal hören sollen, wie ich die fertiggemacht habe. Dann nichts wie raus, ehe Rita hinterhergeheult kommt, und wie ich g'rade aus der Tür springe mit meinen Klamotten, wer kommt da elegant im Taxi vorbeigerauscht und bringt mich zurück zu Mama?

Sie!! Mensch hab' ich ein Glück heute! Barbara Freisleben