„Wir werden ein neues Sambia aufbauen“

Klarer Sieg der Opposition bei ersten Mehrparteienwahlen in Sambia/ Frederick Chiluba als neuer Präsident vereidigt/ Ex-Präsident Kenneth Kaunda erklärt sich zur Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger bereit/ Wahlbeteiligung bei 50 Prozent  ■ Aus Lusaka Hans Brandt

Sambias neuer Präsident Frederick Chiluba hat seine Landsleute gewarnt, daß nur harte Arbeit und schwere Entbehrungen dem Land wieder Wohlstand bringen können. „Die Krise erfordert Disziplin, harte Arbeit, Ehrlichkeit, saubere Regierung und die Entschlossenheit, unsere Probleme direkt anzugehen“, sagte Chiluba nach seiner Vereidigung am Samstag.

Aber der neue Präsident versprach auch Freiheit und Demokratie nach 27 Jahren Alleinherrschaft durch seinen Vorgänger Kenneth Kaunda. „In Afrika ist heute die Ära von Diktatoren, von heuchelei und Lügen vorbei“, sagte Chiluba unter großem Jubel. „Wir werden ein neues Sambia aufbauen, in dem Wohlstand, Aufrichtigkeit, Menschenrechte Teil des normalen Lebens sind.“

Chiluba sprach vor Zehntausenden, die sich vor dem obersten Gerichtshof in der Hauptstadt versammelt hatten. Auf der Treppe des Gebäudes wurde Chiluba vom obersten Richter vereidigt. Chiluba hatte die Präsidentschaftswahlen am Donnerstag mit mehr als 75 Prozent der Stimmen gegen Kaunda gewonnen. Chilubas Partei „Movement for Multiparty Democracy“ (Bewegung für Mehrparteien-Demokratie, MMD) gewann gleichzeitig etwa 120 von insgesamt 150 Parlamentsmandaten. Kaundas „United National Independence Party“ (Vereinigte Nationale Unabhängigkeitspartei, unip), konnte sich nur in der östlichen Provinz des Landes, Kaundas Heimatprovinz, behaupten. Die unip war seit der Unabhängigkeit Sambias von Großbritannien im Jahr 1964 ununterbrochen an der Macht und seit 1972 einzige legale Partei.

Kaunda hatte am Samstag morgen, zwei Stunden vor der Vereidigung Chilubas, in einer kurzen Fernseh- und Radioansprache an die Nation die Niederlage eingestanden. Schon am Freitag abend hatte er Chiluba telefonisch gratuliert und seine Zusammenarbeit bei der Machtübergabe zugesagt.

„Ich habe versucht, mein Bestes zu tun für Sambia und seine Menschen“, sagte der 67jährige Ex-Präsident mit bewegter Stimme in seiner Ansprache. „Wenn mein Bestes die Hoffnungen der Menschen nicht vollkommen erfüllt hat, dann war das nicht mangels Einsatz meinerseits.“ Er kündigte an, daß er demnächst aus der Residenz, dem „state house“ ausziehen werde — ein symbolischer Akt, auf den viele Sambier gespannt warten. Kaunda sagte, er werde sich auf seine Farm bei Chinsali im Norden des Landes zurückziehen.

die Machtübergabe, betonte Kaunda, sei ausgezeichnet von Konzilianz und Kooperation. „Damit haben wir einen Maßstab für die dritte Welt gesetzt“, sagte er. Kaunda kritisierte allerdings, daß die Wahlbeteiligung unter fünfzig Prozent gelegen habe. Vor allem Frauen wären nicht zur Wahl erschienen. „War das Zufall, oder gab es hier etwa Manipulation?“ fragte er.

Internationale Wahlbeobachter, darunter Gruppen aus dem Commonwealth und den USA, betonten jedoch, daß die Wahlen frei und fair gewesen seien. Zeichen für Wahlfälschungen habe es keine gegeben. Das bedeutet, daß Chilubas Regierung international anerkannt werden wird — eine wichtige Voraussetzung für internationale Finanzhilfe, ohne die das Land seine Wirtschaft nicht sanieren könnte.

Der 47jährige Chiluba ist, wie sein Vorgänger Kaunda, ein zutiefst gläubiger Christ. Aber während Kaunda einer Philosophie des christlich-sozialistischen Humanismus folgte, setzt Chiluba auf freiheitliche Werte nach westlichem Muster und auf eine neue Arbeitsmoral. „Wir wissen, wie Menschen auf Erden ein besseres Leben gechaffen werden kann: durch die Freiheit zu arbeiten, die Freiheit zu schuften, durch Meinungsfreiheit, freie Wahlen und den Einsatz des freien Willens ohne Behinderung durch den Staat“, sagte der ehemalige Präsident des Gewerkschaftsverbandes „zctu“. „Wir wissen, das es in den Fähigkeiten jedes einzelnen liegt, seine Träume zu realisieren.“