"Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste"-betr.: "Möllemann präsentiert Energiekonzept", taz vom 26.10.91

betr.: „Möllemann präsentiert Energiekonzept“,

taz vom 26.10.91

Wirtschaftsminister Möllemann will in seinem Energiekonzept zwar alle Energieträger nutzen, er befürwortet jedoch insbesondere die weitere Nutzung, ja sogar den Ausbau der Atomenergie.

Damit will Möllemann für den Bereich der Energienutzung nicht den aktuellsten Stand von Wissenschaft umsetzen, sondern eine Technik von vorgestern. Auffällig ist auch, daß er das riesige Energiepotential, daß durch Nutzung von Einspartechnologien erwirtschaftet werden kann, völlig ignoriert. Warum will der Wirtschaftsminister besonders den Menschen in den neuen Bundesländern eine Technik vorenthalten, die selbst kurzfristig zweihundertmal soviel Arbeitsplätze bringt, wie der Betrieb eines einzigen Atomkraftwerkes?

Wer nach Tschernobyl noch Atomkraftwerke haben will, begründe dies bitte offen und ehrlich mit den ökonomischen Interessen der Atomindustrie, aber nicht mit moralischen Ansprüchen. Atomenergie ist nicht sozial verträglich, auch nicht umweltverträglich, und schon gar nicht nachweltverträglich.

Die CDU als Regierungspartei wird ihrem Anspruch, Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu machen, nur gerecht, wenn sie umgehend die Entscheidungen zum Ausstieg aus der atomaren Sackgasse trifft.

Denn Möllemann und die Atommüllindustrie handeln nach dem Motto: „Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste.“ Die Kosten trägt der Steuerzahler — sprich: wir alle. Allein die bundesdeutsche Atomwirtschaft hat eine ansehnliche Latte von Pannen und Pleiten vorzuweisen: Ich erinnere nur an den Hochtemperaturreaktor Hamm- Uentrop, wo gegenüber der Politik offen mit Bankrott gedroht wurde; die Milliardengräber Kalkar und Wackersdorf; der kürzlich endgültige Bankrott der Uranfabrik Ellweiler. Und auch für die Hinterlassenschaften der Wismut AG werden wir als Steuerzahler noch jahrelang bluten müssen. Dr.Stegmayer,

Geschäftsführung, Christliche

Demokraten gegen Atomkraft,

Bundesverband