Werbepapst muß auf Prozente verzichten

■ Olympia-Werbevertrag überarbeitet/ Ermittlungen gegen Grüttke?/ taz-Gespräch mit Olympia-Chef Dietrich Hinkefuß

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen den Ex- Chef der Olympia GmbH, Lutz Grüttke, einleiten wird. Das erklärte eine Justizsprecherin. Der Regierende Bürgermeister und Vorsitzende des Olympia-Aufsichtsrats, Diepgen (CDU), hatte eine entsprechende Überprüfung angeregt. Auch NOK-Chef Willi Daume hatte diese begrüßt, weil der umstrittene, von Grüttke abgeschlossene Werbevertrag »Rechte des IOC und des NOK« beschneide. Diepgen stützt sich auf Presseartikel, in denen Grüttke verdächtigt wird, an dem Vertrag mit der Düsseldorfer Agentur Michael Schirner, etwa durch die heimliche Teilhabe an dessen Firma, mitverdient zu haben. Solche »In-Sich-Geschäfte« sind strafbar. Der Vertrag, der bis 1993 Werbeleistungen in Höhe von 15 Millionen Mark umfaßt, war dem Olympia-Aufsichtsrat nicht zur Genehmigung vorgelegt worden. Eine Klausel, die Schirner zehn Prozent Anteil an allen Sponsorengeldern einbringen sollte, ist inzwischen rückgängig gemacht worden. Sie war als Ausgleich für die Rechte Schirners an von ihm entworfenen Olympia-Logos vorgesehen gewesen. Die taz sprach mit dem kommissarischen Leiter der Olympia GmbH, Dietrich Hinkefuß.

taz: Ist die Prüfung des Werbevertrages inzwischen abgeschlossen?

Hinkefuß: Wir stehen kurz vorm Ende.

Ist der Vertrag gültig?

Ich kann darüber nicht als Richter entscheiden. Ein Faktum ist, daß Grüttke und Schirner den Vertrag unterschrieben haben. Zweites Faktum: Der Vertrag bedarf der Genehmigung durch den Aufsichtsrat der Olympia GmbH. Diese Genehmigung liegt bislang nicht vor.

Ist Michael Schirner nun an Sponsorengeldern beteiligt oder nicht?

Schirners Anwälte sagen, dies sei im Vertrag überhaupt nicht geregelt. In diesem Sinn ist der Punkt übereinstimmend klargestellt worden.

Hat sich der Verdacht des »In- Sich-Geschäfts« zugunsten von Lutz Grüttke bestätigt?

Der wird in der Presse gern wiederholt und angereichert. Das ist aber schwer nachzuweisen. Nach allen uns zugänglichen Quellen — Handelsregisterauszüge beispielsweise — können wir das nicht belegen.

Kommt der Vertrag die Stadt teurer als erwartet?

Der Vertrag ist ins Gerede gekommen, weil er verschiedene Interpretationen zuläßt. Er ist so unklar — andere würden sagen, profihaft — formuliert, daß diejenigen, die nichts vom Werbegeschäft verstehen, diese Fragen mit Recht aufgeworfen haben. Deshalb versuche ich zusammen mit den Anwälten von Schirner, diese Mißverständnisse auszuräumen.

Bekommt Lutz Grüttke eine Abfindung, und wie hoch wird die sein?

Darüber ist bisher nicht gesprochen worden.

Wie hoch sind die Ausfallkosten, die durch die Absage der Kunstausstellung in Barcelona 1992 entstehen?

Das läßt sich heute noch nicht sagen. Tatsache ist, daß bereits Kosten entstanden sind — durch Reisen und Vorbereitungen — und daß noch weitere Kosten entstehen werden — es sei denn, man kann einzelne Teile des Konzepts noch anders verwenden. Interview: Hans-H. Kotte