Neu in Berlin

■ Ein Araber versucht seinen Bruder in Berlin zu finden

Eines Nachmittags im Arabischen Zentrum. Ein Araber kam und schmipfte auf alles, was es in der Welt gibt. Ich konnte nicht an mich halten und rief mit lauter Stimme: »Uadh allh je salami! — Denk an Gott, Mann!« Er schaute mich an und erwiderte: »Wie soll ich an Gott denken? Ich schlafe seit drei Tagen auf der Straße oder im Park.« — »Wie kann so etwas passieren, wo es hier doch so viele Araber gibt?« fragte ich und fuhr fort: »Du bist heute mein Gast.«

Nachdem wir bei mir gegessen hatten, sagte ich: »Ich werde jetzt Tee kochen und du erzählst mir, warum schläfst du auf der Straße?« Statt einer Antwort holte er einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn mir: »Hier, das ist die Adresse meines Bruders in Berlin und auch die Telefonnummer.« Ich schaute mir den Zettel an. »Es ist nicht so schlimm, sei unbesorgt, ich werde dir helfen. So etwas kommt vor, besonders zwischen Brüdern.« — »Nein, du hast mich falsch verstanden. Ich habe kein Problem mit meinem Bruder.« — »Na, geh doch hin, du hast die Adresse!« — »Ich war dort, aber...« — »Aber er ist verreist«, ergänzte ich. »Nein, die Adresse ist falsch.« — »Ruf ihn doch an, oder?« — »Das habe ich ja getan! Aber jedesmal, wenn ich anrufe, antwortet seine Frau. Sie versteht mich überhaupt nicht.« — »Du kannst mit ihr englisch sprechen, oder kannst du kein Englisch?« — »Ja, schon, aber sie versteht kein Englisch.« — »Macht nichts, wir trinken jetzt den Tee, und dann rufe ich sie an.« — »Kannst du deutsch sprechen?« fragte er. »Ja, ein bißchen.«

Kurz darauf standen wir in der Telefonzelle. Als ich das Geld eingeworfen hatte, sagte er: »Wetten wir, daß sie dir jetzt genauso antwortet wie mir und ihre komische Musik spielt und dir auch sagt, was sie mir immer gesagt hat: Kein Anschluß unter dieser Nummer.« Ramadan Mohamad