Sowjets sind reicher als gedacht

Moskau (ap/taz) — Auf zwei bislang unbekannten Konten des Finanzministeriums bei der Staatsbank haben Rechnungsprüfer der sowjetischen Regierung einem Zeitungsbericht zufolge 45,5 Milliarden Rubel entdeckt. Wie die Zeitung 'Iswestija‘ berichtete, wurden die Konten bereits am 11. Oktober entdeckt. Der Vorsitzende der sowjetischen Rechnungsprüfungskommission, Alexander Orlow, erklärte, die Existenz dieser Konten sei den Abgeordneten und dem sowjetischen Präsidenten nicht bekannt gewesen. Und er fügte hinzu, er könne auch nicht garantieren, daß es nicht noch weitere derartige Konten gebe. Das jetzt gefundene Geld wird möglicherweise in einen Fonds zur Förderung der Landwirtschaft eingebracht.

Unterdessen beschweren sich in Washington US-amerikanische Unternehmen, daß die Regierung den Handel mit der Sowjetunion allein den Deutschen und Japanern überläßt. Vor dem Unterausschuß für Außenwirtschaft sagte der ehemalige Pepsico-Vorstandsvorsitzende Don Kendall gestern, die Untätigkeit von Regierung und Parlament gehe zu Lasten amerikanischer Unternehmen und der Arbeitsplätze. Während Japan und Deutschland ihren Firmen Anreize zur Erschließung des sowjetischen Marktes gäben, sei ein im Juni 1990 geschlossenes Abkommen zur Normalisierung des amerikanisch-sowjetischen Handels immer noch nicht verabschiedet worden.