Schwarzer 9.November

■ 59 Boat-people gewaltsam aus Hongkong deportiert

Hongkong/Hanoi (afp/ap) — Eine Gruppe von 59 VietnamesInnen ist am Samstag zum Teil gegen ihren erbitterten Widerstand aus Hongkong in ihre Heimat abgeschoben worden. Die 20 Männer, 16 Frauen und 23 Kinder wurden am Vormittag von Polizisten in ein Transportflugzeug gebracht, teils unter Anwendung erheblicher Gewalt. Einige Frauen hatten zuvor Beruhigungsmittel erhalten. Als sich neun Flüchtlinge weigerten, aus ihrem Bus ins Flugzeug zu steigen, wurden sie heftig strampelnd von jeweils sechs Beamten hineingetragen. Es war die erste gewaltsame Abschiebung seit fast zwei Jahren. Eine ähnliche Aktion im Dezember 1989 hatte zu weltweiten Protesten geführt.

Clinton Leeds, Sprecher der Hongkonger Flüchtlingsbehörde sagte, die Polizei gehe „so gefühlvoll wie möglich“ vor, „aber so laufen traurigerweise Deportationen überall auf der Welt ab.“

Bei ihrer Ankunft in Hanoi leisteten die Deportierten keinen Widerstand. In Übergangslagern sollten sie sich medizinischen Tests unterziehen und Papiere ausfüllen. Bei den 59 VietnamesInnen handelt es sich um sogenannte „Doppelflüchtlinge“, die schon einmal freiwillig nach Vietnam zurückgekehrt waren, dann jedoch wieder nach Hongkong reisten. Nach britischen Angaben soll noch Ende November oder Anfang Dezember eine zweite Gruppe aus Hongkong abgeschoben werden.

Die deutsche Hilfsorganisation „Cap Anamur“ bezeichnete die Abschiebung als „ungeheuerlichen Vorgang“. Ihr Vorsitzender Rupert Neudeck sagte: „Der 9.November wird in der Geschichte der Menschenrechtsbewegung eine weitere traurige Relevanz haben.“