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Mit PRINZ soll die Lust nie ausgehen

■ Stadtmagazin-Kette läßt sich von „Schnürschuh“-Kampagne nicht beirren

PRINZ, die Stadtillustrierte, die in Bremen das kulturell engagierte „Kursbuch“ ablöste, setzt seit einiger Zeit auf Sex. „So erotisch ist Bremen“, „Bremer Night-Fever“, Prinz vermittelt 250.000-Dollar-Models, Heft für Heft tiefe Blicke in halb geöffnete Ausschnitte. Der Stil löste in Bremen Proteste aus.

Was erwartet uns im Dezember- Heft des PRINZ, sex-mäßig?

Claus Spitzer, Bremer Prinz-Chef: Textmäßig erwartet uns ...

Sex-mäßig!

Ach so. Wir werden natürlich zu der aktuellen Erotik-Debatte, die der Schnürschuh ausgelöst hat, Stellung beziehen. Wir sagen, was wir zum konkreten Fall meinen. Aber wir sagen auch grundsätzlich: Erotik ist ein Bestandteil des städtischen Lebens, muß in jedem Heft drin sein.

Die Outing-Geschichte fand ich interessant, warum mußte die Lolita-Geschichte sein?

Das ist Bestandteil eines Textes, in dem über 66 Titel der Weltliteratur berichtet wird, die sich mit Erotik befassen. Daß da zwei, drei Titel reingerutscht sind, die nicht hineingehören, ist bedauerlich. Ich denke aber nicht, daß das eine Staatsaktion wert ist, wie sie jetzt in Bremen läuft.

Erreicht man mit so einer redaktionellen Linie die jüngeren LeserInnen, die pubertären und spätpubertären?

Wird man wohl. Wenn ich mir unsere Leseranalysen angucke, hat Prinz bei jüngeren Lesern Zahlen, die sich von anderen Stadtillustrierten unterscheiden. Wir setzen damit ganz deutliche Zeichen.

Das Wort „Bremern“ steht noch auf dem Titel. Die stadtpolitischen Themen nehmen aber schwindsuchtartig ab.

Ja. Wobei wir im Bereich „Stadtführer“ einen großen Teil an Bremen-Themen haben, oder auch vorne im Bereich „Stadtszene“, da beleuchten wir das bunte Großstadtleben.

Nur die größeren journalistischen Beiträge hat Prinz nicht mehr.

Prinz ist nicht das Medium für ausführliche Geschichten, wie wir sie vor einem Jahr noch gemacht haben.

Zum Beispiel?

Wir hatten die Atommüllgeschichte drin, die würden wir heute nicht mehr so machen.

Warum nicht?

Es gibt Leserumfragen, die ergeben: Prinz-Leser wollen etwas anders haben. Prinz versteht sich als Unerhaltungsmedium, Ausgeh-Illustrierte, da hat ein Themenwechsel stattgefunden. Int.: K.W.

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