'die andere‘ macht trotzdem weiter

■ »BasisDruck« gibt Wochenzeitung auf/ Weiterführung der Bürgerrechtszeitung in Eigenregie

Mitte. Auf dem alternativen Mediensektor schwelt die Krise munter weiter. Der Verlag »BasisDruck« stellt heute das Erscheinen der Wochenzeitung 'die andere‘ ein. Trotzdem will die Zeitung, die 1989 von der DDR-Bürgerbewegung als erstes Oppositionsblatt gegründet wurde, weitermachen. Neuer Träger ist das »Bürgerforum Verlagsgesellschaft«, das vor kurzem vom Neuen Forum und der Humanistischen Union sowie Redakteuren und Freunden der Zeitung gegründet wurde.

Die Zeitung kündigte an, daß die nächste Nummer regulär erscheinen wird. Für eine »Übergangszeit«, so die Redaktion in einer Mitteilung an die Leser, solle 'die andere‘ außerhalb von Berlins nur noch im Abonnement zu beziehen sein. Um das weitere Erscheinen zu sichern, wird den Spendern nun auch die Möglichkeit gegeben, sich als »stille Gesellschafter« am neuen Verlag zu beteiligen. Die verkaufte Auflage, beläuft sich nach Auskunft der Zeitung derzeit auf wöchentlich rund 10.000 Exemplare, hauptsächlich in Ost-Berlin und den neuen Bundesländern. An eine Verringerung des derzeitigen Personalstands von zehn Mitarbeitern sei nicht gedacht, hieß es von seiten der Redaktion. Auch der bisherige Seitenumfang soll beibehalten werden.

Zur Verschärfung der finanziellen Probleme hat nicht zuletzt der Prozeß um die Veröffentlichung der Stasi-Gehaltslisten beigetragen. Erst Ende Oktober waren Strafgelder in Höhe von rund 120.000 Mark rechtskräftig geworden. Sechs Sportärzte des SV Dynamo hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt, im Zusammenhang mit der Gehaltsliste als »hauptamtliche Mitarbeiter« der Stasi genannt worden zu sein.

Die Krise der Zeitung kündigte sich schon seit langem an. Erst zu Beginn des Jahres war die Seitenzahl von 24 auf 16 heruntergeschraubt und mehrere Redakteure entlassen worden. Wöchentlich machte das Blatt 9.000 Mark Defizit, wie der Herausgeber Klaus Wolfram erst vor wenigen Wochen erklärte. Zum Auflagenverlust hat neben dem Bedeutungsverlust der einstigen DDR- Bürgerbewegungen, als deren Sprachrohr sich die Zeitung auch heute noch versteht, sicherlich auch die deutlichen Sympathien des Blattes für das Neue Forum beigetragen. Besonders kritisch hingegen wurde die Entwicklung des Bündnis 90 hin zu einer Wahlpartei verfolgt. sev