Ampelkrach um Außenweser

■ Grüne sehen neuen Knackpunkt / SPD und FDP auf jeden Fall für Vertiefung

Das Planfeststellungsverfahren läuft bereits. Im Zusammenhang mit dem Bau des Containerterminals III, das bis 1996 in Bremerhaven gebaut werden soll, soll die Außenweser um 2,50 Meter vertieft werden. Das Verfahren, das vom Wasser- und Schiffahrtsamt Bremerhaven (eine Bundesbehörde) betrieben wurde, sieht auch eine Umweltverträglichkeitsstudie vor, die bei der ebenfalls dem Bund unterstellten Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz in Auftrag gegeben wurde. Doch was mit dieser Umweltstudie alles untersucht wird, hat beispielsweise der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) vergeblich herauszufinden versucht.

Der Häfensenator und die Bremer Lagerhausgesellschaft haben das Verfahren bislang mit großer Dringlichkeit betrieben. Unterstützung finden sie jetzt in den Koalitionsverhandlungen besonders bei der FDP. Die Befürworter der Weservertiefung fahren ein gewichtiges ökonomisches Argument auf: Der Hafen soll auch bei Ebbe zu jeder Zeit für die sogenannte vierte Containerschiff-Generation erreichbar sein. Immer mehr dieser Giganten werden auf den Weltmeeeren eingesetzt und fahren strikt nach einem stundengenauen Fahrplan. Wenn bei Ebbe das Einlaufen nicht möglich ist, so die Befürchtung, würden die Reeder noch stärker auf den problemlos zu erreichenden Rotterdamer Hafen ausweichen.

Die Umweltschützer vom BUND mögen dieser Logik nicht folgen. Da auch Hamburg aus gleichen Gründen an einer Elbvertiefung bastelt und den Hafen weiter ausbauen will, sollten doch alle Beteiligten sinnvollerweise einen Hafen dort bauen, „wo ohne Fahrwasservertiefung ausreichender Tiefgang vorhanden wäre, damit diese Schiffe ohne zeitliche Begrenzung durch die Tide ein Terminal anlaufen können“, heißt es in einer Expertise.

Mit dieser Position fanden die Umweltschützer bei den Grünen kein Gehör. Auch deren Verhandler glaubten nicht, daß der europäische Wettkampf der Häfen ausgerechnet über die Bremer Koalitionsverhandlungen aufzuhebeln wäre. Mit den Umweltschutzargumenten stieß der BUND dagegen auf offene Ohren. Auch die Grünen fürchten, daß es zu einer starken Veränderung des Tidenhubs kommen kann — mit erheblichen Auswirkungen auf das Watt und Hochwassergefahr für das Wurster Land. Falls eine Umweltstudie dies bestätigt, so die grüne Forderung, dann soll die Vertiefung nicht durchgeführt werden.

Eine Position, die den Bremerhavener Vertreter der FDP sogar zum Wutanfall trieb. FDP und SPD wollen klargestellt haben, daß eine Vertiefung höchste politische Priorität hat. Für die Klärung dieser Frage hat sich die Ampelrunde einen geeigneten Platz ausgesucht. Ab heute wird drei Tage lang in Cuxhaven beraten. Für den BUND übrigens ein ausgezeichneter Ort für einen gemeinsamen norddeutschen Containerhafen. hbk