Ausländerfeindlich?

■ „Die Reportage“, Die., 19.30 Uhr, ZDF

Die Stimmungslage der Nation wollten die ZDF-Reporter Hans- Jürgen Gally und Hans-Jürgen Haug vermitteln. Hinlänglich bekannte Beispiele von Ausländerhaß passieren Revue. Trotz redlicher Bemühungen muß man ihnen eine gewisse Unsensibilität im Umgang mit der Thematik attestieren. Je häufiger Vorzeigebeispiele in den Medien zirkulieren, desto mehr wird das eigentliche Grundproblem des Fremdenhasses verschleiert. Eine Ausländersentimentalität rückt an ihre Stelle.

Negative und positive Beispiele für den Umgang mit Asylbewerbern reihte man nach dem Prinzip der Ausgewogenheit aneinander. Daß in Hoyerswerda auf den Straßen Pogromstimmung herrscht, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Die überwiegend freundliche Aufnahme von Asylbewerbern im bayerischen Görisried dient da im Gegenzug als moralischer Rettungsanker. Können wir jetzt aufatmen?

Die Stimmungslage der Nation ist ein komplexes Gemisch aus irrational personifizierten Ängsten und kruder Massenmanipulation. Vielversprechend fing der kurze Bericht über die Redaktion 'Bild‘-Leipzig an. Wie kein anderes Medium spiegelt das Springer-Blatt die nationale Schizophrenie zwischen alibihafter Ausländersentimentalität und blankem Haß („Der ärmste und der schlimmste Asylant“) wieder. Hier ließ die Reportage scharfe und provozierende Fragen vermissen.

Das Problem Fremdenhaß beginnt dort, wo in der Berichterstattung der Skandalcharakter hervorgehoben wird und nicht der seit Jahren tief verwurzelte Alltag des Rassismus. Indem man z.B. einen Görisrieder Pensionsbesitzer, der Angst vor dem „Neger“ an der nächsten Ecke hat, als örtliches Exotikum darstellt, verschließen sich die Reporter der subkutanen Binnenstruktur der nationalen Asylhysterie. Auf Pointierung schielende Berichterstattung wird zum Handlanger der Verschleierung. Schlampige Reportagen perpetuieren den ungesunden Irrtum, Hoyerswerda wäre der Ausgangspunkt der Ausschreitungen gewesen und nicht ihr tragischer Gipfel. Manfred Riepe