Bald Ökobank-Filiale in Berlin?

■ Der »Verein Freunde und Förderer der Ökobank« bemüht sich intensiv um den Aufbau einer Agentur als Vorläufer einer Berliner Filiale/ Die Agentur wird bereits Anfang 1992 eröffnet

Mitte. In einem kleinen Büro in Ostberlin arbeiten drei MitarbeiterInnen des »Vereins Freunde und Förderer der Ökobank Berlin«. Die beiden WirtschaftsstudentInnen Nadja Bartsch und Alexander Troll und der Kredit- und Immobilienfinanzberater Fritz Blöcher verbreiten in ehrenamtlicher Arbeit die Idee der Ökobank und versuchen neue Geldanleger anzuwerben.

Bislang aber ist die in Frankfurt am Main beheimatete Ökobank für die Berliner KundInnen nur eine »Briefbank«, denn noch gibt es in Berlin keine Filiale. Das hat den Nachteil, daß die KundInnen nur über ein anderes Konto bei der Sparkasse oder einer anderen Berliner Bank an ihr Geld herankommen können.

Die Idee, eine Ökobank zu gründen, entstand in der Zeit der Friedensbewegung Anfang der 80er Jahre. Die GründerInnen der alternativen Bank hatten sich zum Ziel gesetzt, mit ihren Krediten oder Zinsen weder Rüstungsfirmen noch die Atomwirtschaft noch das Apartheid- Regime in Südafrika zu unterstützen. Die AnlegerInnen sollen mitentscheiden können, was mit ihrem Geld geschieht. So bietet die Ökobank nicht nur konventionelle Anlagemöglichkeiten, sondern auch sogenannte Fonds-Sparbriefe. Diese ermöglichen den GeldgeberInnen, ihr Vermögen an ein bestimmtes Projekt zu binden. Sie können dabei auf einen Teil der Zinsen verzichten und unterstützen damit alternative Einrichtungen. Mittlerweile gibt es neun verschiedene Fonds-Sparbriefe, zum Beispiel zur Unterstützung von Frauenbetrieben und -projekten oder einen Umwelt-Sparbrief.

Der »Verein Freunde und Förderer der Ökobank Berlin«, der heute 70 Mitglieder hat, besteht seit 1984. Seit dieser Zeit versuchen seine Mitglieder, Öffentlichkeitsarbeit für einen besseren Umgang mit dem leidigen Geld zu betreiben. Der Verein ist Anlaufstelle für alle InteressentInnen, die sich über das Angebot der Alternativbank informieren wollen. Doch das Problem des Ökobankvereins ist, daß die MitarbeiterInnen nur beraten und Informationsmaterial herausgeben dürfen.

Deshalb soll am ersten Januar 1992 eine sogenannte Agentur gegründet werden, die die wirtschaftlichen Ziele der Ökobank unterstützen und die Kundenbetreuung übernehmen wird. »Denn je bedeutsamer die Ökobank wird, desto eher müssen Ökobankverein und Agentur rechtlich getrennt werden«, erklärt Michael von Wunsch, einer der vier Vorstandsmitglieder des Vereins.

Die Hauptaufgabe des Ökobankvereins bestünde dann darin, die ideellen Ziele und das Grundkonzept der alternativen Bank zu unterstützen. Die MitarbeiterInnen des Ökobankvereins wollen deshalb Bildungsveranstaltungen zur sozial und ökologisch orientierten Wirtschaft und zur feministischen Ökologie organisieren. »Auf dem Ökologie- Markt im April hatten wir großen Zulauf«, berichtet Nadja Bartsch.

Außerdem will der Verein beim Aufbau eines Beirats mithelfen. Die Mitglieder des Beirates sollen dann darüber mitbestimmen, an welche Projekte Förderkredite vergeben werden. Stimmt der Beirat einem Projekt nicht zu, kann die Ökobank nur einen Normalkredit vergeben. Der Bankenvorstand ist allerdings nicht verpflichtet, den Einwänden des Beirates Folge zu leisten. Gesetzlich vorgeschrieben ist die Bildung eines solchen Beirates nicht, aber die Ökobank nahm ihn als politisches Begleitinstrument trotzdem der Demokratie wegen in ihrer Organisationsstruktur auf.

Die MitarbeiterInnen der Agentur hingegen sind berechtigt, Verträge mit den Kunden abzuschließen. Nadja Bartsch, Fritz Blöcher und Alexander Troll werden die zukünftige Agentur leiten. »Sie soll Vorläufer einer Filiale in Berlin sein«, sagt Nadja Bartsch. »In Freiburg beispielsweise soll Anfang Februar eine Filiale eröffnet werden. Wenn es dort gut läuft, kann begonnen werden, das Netz der Ökobank-Filialen bundesweit aufzubauen. Damit auch in Berlin die Kunden in den Genuß kommen, zu ihrer eigenen Filiale gehen und direkt über ihr Geld verfügen zu können, muß sich aber der Eigenkapitalstock der Ökobank noch erhöhen.« Fritz Blöcher glaubt, daß die Zeichen für die Gründung einer Berliner Filiale sehr gut stehen. Seit 1989 bis heute habe sich das Geldvolumen der Einlagen, das vom Berliner Ökobankverein vermittelt wurde, von fünfeinhalb auf achteinhalb Millionen Mark erhöht.

Wer später nun die Filiale leiten soll, ist noch nicht klar. Die Agenturmitglieder könnten sich bewerben, Nadja Bartsch, Fritz Blöcher und Alexander Troll ziehen es jedoch vor, in der Agentur als zukünftigem Informationsbüro für Ökoangebote zu arbeiten. Außerdem, sagen sie, werden vor Gründung einer Filiale wohl noch ein bis zwei Jahre ins Land gehen.

Zur Zeit suchen die drei angehenden AgenturmitarbeiterInnen ein neues Büro, da es ihnen in der Niederwallstraße in Ostberlin zu eng wird. »Wir könnten außerdem gut ein Beratungszimmer gebrauchen, wenn mal mehrere KundInnen gleichzeitig beraten werden wollen«, sagt Fritz. »Das Interesse an dem Ökobank-Angebot nimmt schließlich immer mehr zu.« Susanne Landwehr

Büro der Ökobankvereins: Niederwallstr. 1-5, Mitte, Tel. 208 29 47