Fußball-Herz, willst Du noch mehr?

■ Werder zockt Frankfurt zwei Punkte ab: Ende der Talfahrt, aber kein Ende der Öde

Otto hatte einen Traum. Er war der Zöllner in Werderland und durfte nur Spieler hereinlassen, die einen guten Paß vorweisen konnten. Da kamen dann zuerst Marco Bode, Wynton Rufer und Frank Neubarth. „Habt ihr einen guten Paß geschlagen? „ fragte Zöllner Otto im Traum, und die drei blickten verlegen zum Boden. „Nur Fehlpässe“, brummelte einer. Da schickte der Zöllner Otto sie alle wieder zurück und ließ keinen rein.

Bis zur 81. Minute dauerte am Freitag abend im Weserstadion Ottos Alptraum. Da rutschte der Frankfurter Libero Manfred Binz kurz hinter dem Mittelkreis aus und bescherte Klaus Allofs freie Bahn. Der nahm sich den Ball, stürmte frei und unbeschwert aufs Frankfurter Tor und erlöste Trainer wie Mannschaft mit einem satten Schuß in die Maschen.

Es war kein Spiel für die 21.000 Zuschauer. Nicht nur, weil die Tore fehlten, sondern auch, weil die Chancen Mangelware blieben. Rufer blieb 90 Minuten abgemeldet, Bode und Neubarth irrten in Einzelaktionen durch den Frankfurter Strafraum oder ließen sich den Ball schon im Zweikampf an den Außenseiten abjagen. Zwei Distanzschüsse von Votava (7.) und Eilts (12.) waren das einzige, was die Bremer in der ersten Hälfte vorzuweisen hatten und irgendwie mit Gefahr für das Frankfurter Tor zusammenhing.

Die Eintracht ließ es ruhig angehen. Frühes Stören der Bremer, aber mit dem Angriff nicht übertreiben: Yeboah stand unter den Fittichen von Jonny Otten, Andy Müller mußte sich mit Eilts herumschlagen: Eine scharfe Flanke von Michael Klein, die Oliver Reck etwas zu weit vor dem Tor erwischte (17.), und eine kontrolierte Klebe von Möller aus 25 Metern (28.) brachten nichts.

Nach der Pause drohten die Spieler zunächst einzuschlafen, aber Schiedsrichter Führer blies doch hin und wieder in seine Trillerpfeife, und so blieben sie wach. Und konnten zwei Chancen von Frankfurts Spielmacher Möller bewundern: Freistoß nach einem Foul von Votava, der knapp am Tor vorbeistreicht (56.) und ein satter Schuß nach Vorlage von Binz (63.), den Bremens Torwart Oliver Reck mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkt.

Bei Bremen herrschte dagegen guter Willen und schlechte Ausführung. Kein Spiel ohne Ball, keine Stürmer, die sich freiliefen: Immer nur die Einfach-Variante, das kleine o des Fußball-Alphabets. Augen zu und nach vorne stolpern. „Wir wollten uns nicht auskontern lassen“, erklärte Rehhagel hinterher. So gerissen war die Strategie, daß sie außer Trainer Rehhagel und seiner Elf wohl niemand gesehen haben dürfte. Und trotzdem gewonnen. Fußball-Herz, willst Du noch mehr? Ja! Markus Daschner