Irak greift kurdische Städte an

Ranyia (taz) — Die irakische Armee ist in Kurdistan auf dem Vormarsch. Gestern morgen begannen heftige Angriffe in der Nähe der Stadt Taqtaq, in den vergangenen beiden Tagen kam es bei Chamchamal zu erbitterten Gefechten zwischen Soldaten und kurdischen Guerillakämpfern. Chamchamal liegt an der Verbindungsstraße zwischen den kurdischen Städten Kirkuk und Suleimaniya. Dort wurden letzte Woche große Einheiten der irakischen Armee zusammengezogen. Viele Familien in den betroffenen Gebieten haben bereits die Flucht ergriffen und sich auf den Weg nach Ranya oder Suleimaniya gemacht. In der Nacht zum Sonntag trafen allein in Ranya fast Hundert Familien ein, ständig kommen weitere hinzu.

Auch das Umsiedlungslager Schorsch bei Chamchamal wird seit Tagen mit schweren Maschinengewehren, Bomben und Panzern von einem militärischen Stützpunkt oberhalb des Camps aus angegriffen. Bewohner des Lagers werden beschossen, sobald sie das Lager in Richtung Stützpunkt verlassen. Das gleiche gilt für Bauern aus dem nahegelegenen Dorf Ibrahim Haci, die aus einem Hubschrauebr angegriffen wurden, als sie ihre Felder bestellen wollten. Die Bewohner waren erst vor drei Wochen in ihr Dorf zurückgekehrt, aus dem sie 1987 vertrieben und in ein Umsiedlungslager verschleppt worden waren. Die kurdischen Kämpfer haben sich in dieser Region zwei Kilometer zurückgezogen, um deutlich zu machen, wer bei den jetzigen Auseinandersetzungen die Aggressoren sind. Die Patriotische Union Kurdistans rechnete gestern mit einem unmittelbar bevorstehenden größeren Angriff der Regierungstruppen. R.B./U.M.