Irlands Stehaufmännchen

Premierminister Haughey rettet sich von Filz zu Filz/ Nur noch 28 Prozent der Wähler stehen hinter ihm/ Die eigene Partei wendet sich von ihm ab  ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck

Der irische Premierminister Charles Haughey ist politisch am Ende: Nur noch 28 Prozent der WählerInnen Irlands würden ihre Stimme seiner von Finanzskandalen gebeutelten Fianna-Fail-Partei (Soldaten des Schicksals) geben, drei Viertel aller Iren wünschen sogar Haugheys Rücktritt. Doch der denkt vorerst gar nicht daran.

Die irische Politkomödie begann vor einem Monat: Nachdem immer mehr Einzelheiten über Filz und Korruption bei verschiedenen halbstaatlichen Firmen bekannt wurde, stellte die Opposition einen Mißtrauensantrag, den Haughey dank der Stimmen des Koalitionspartners „Progressive Demokraten“ knapp für sich entschied. Das passte einigen Hinterbänklern seiner eigenen Partei jedoch überhaupt nicht.

Sie versuchten nur drei Wochen später, Haughey als Parteivorsitzenden zu stürzen. Dieser verfiel jedoch auf einen Trick, auf den nicht mal Margaret Thatcher gekommen war — sonst wäre sie vermutlich heute noch im Amt. Haughey setzte eine offene Abstimmung durch. So hatte nur ein Drittel der Fianna-Fail-Fraktion den Mut, gegen ihn zu stimmen — darunter zwei Minister und drei Staatssekretäre, die nach Haugheys Triumph unverzüglich ihren Hut nehmen mußten.

Die Atempause für den Premierminister war jedoch nur von kurzer Dauer. Kaum hatte er am vergangenen Mittwoch sein neues Kabinett vorgestellt, da mußte er es auch schon wieder auflösen. Die Oppositionsparteien behaupteten, daß sein neuer Verteidigungsminister James McDaid in Wahrheit ein IRA-Sympathisant sei. Der Beweis: Ein Foto, auf dem McDaid zusammen mit dem IRA-Mann James Pius Clarke zu sehen ist, nachdem ein Gericht die Auslieferung Clarkes nach Nordirland abgelehnt hatte. McDaid war der entscheidende Entlastungszeuge: Er hatte den Abend, an dem Clarke einen Mordversuch unternommen haben sollte, mit diesem auf einer Party verbracht.

McDaids Anhänger in seinem Wahlkreis Donegal im Nordwesten der Insel bereiteten ihm, dem Verteidigungsminister am Samstag für einen Tag dennoch einen triumphalen Empfang. Einer seiner Fans zog vor laufenden Fernsehkameras ein Foto aus der Tasche. Darauf waren zwei Hände schüttelnde Männer abgebildet: James Pius Clarke und Austin Currie, der letztjährige Präsidentschaftskandidat der Oppositionspartei, die McDaid zu Fall gebracht hatte.