Hitlers unterirdisches KZ

■ Ein Bergwerk, in dem 60.000 KZ-Häflinge Raketen bauten, soll aus historischen Gründen erhalten bleiben

Nordhausen (dpa) — Das Bergstollensystem nahe dem thüringischen Nordhausen, in dem Hitler einst seine „Wunderwaffen“ V1 und V2 von Häftlingen produzieren ließ, soll vollständig erhalten bleiben.

Diese Empfehlung sprach die von der thüringer Regierung eingesetzte Historikerkommission nach einer Tagung in Nordhausen aus. Das vom Stuttgarter Geschichtsprofessor Eberhard Jäckel geleitete Gremium äußerte die Auffassung, daß die besondere historische Bedeutung des benachbarten ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora nur in Verbindung mit dem Stollensystem zu erfassen ist.

Im Gips-Bergwerk Kohnstein hatten die Nationalsozialisten von 1943 an ein unterirdisches Konzentrationslager eingerichtet. Häftlinge mußten in den Stollen die Fernraketen V1 und V2 bauen. Über 20.000 der 60.000 Häftlinge starben unter den Strapazen. Die Landsesregierung hatte kürzlich beschlossen, daß das Stollensystem unter Schutz gestellt und der Gipsabbau in angemessener Entfernung mit bestimmten Auflagen fortgesetzt werde.

Derzeit ist das Stollensystem, das nach dem Krieg teilweise gesprengt wurde, für Besucher nicht zugänglich. Die Kommission beriet auch über die Neugestaltung der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Dabei solle sowohl an das NS-Konzentrationslager wie auch an das nach 1945 eingerichtete sowjetische Internierungslager erinnert werden.