Skins werfen Brandsatz auf Hochzeitsgäste

Ein türkischer Immigrant durch Messerstich schwer verletzt  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Hannover (taz) — Mit einem Molotow-Cocktail haben Rechtsradikale am Samstag abend in Salzgitter-Bad eine Hochzeitfeier von Immigranten aus der Türkei angegriffen. Nach Darstellung der Kripo in Salzgitter zogen um 22 Uhr „etwa 50 Rechtsradikalen und Skinheads“ vor das Gemeindehaus der evangelischen St.- Nicolai-Kirche, das das Brautpaar aus der Türkei für die seine Hochzeitfeier gemietet hatte. Dort schrieen die Rechtsradikalen ausländerfeindliche Parolen und warfen anschließend einen Molotow-Cocktail in eine Gruppe von Hochzeitgästen, die aus dem Gemeindehaus herauskam. Der Benzinflasche, die anschließend vor dem Haus ausbrannte, hätten die Hochzeitsgäste glücklicherweise noch ausweichen können, sagte gestern ein Sprecher der Kripo.

Nach dem Brandanschlag liefen die Rechtsradikalen „sofort in verschiedene Richtungen davon“. Auf dem Weg zum Bahnhof wurden zehn Minuten später 25 der Rechten von etwa genauso vielen männlichen Hochzeitsgästen eingeholt. Aus dieser Situation habe sich dann eine „Massenschlägerei“ entwickelt, sagte der Polizeisprecher. Dabei sei ein Hochzeitsgast durch einen Messerstich in den Rücken schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Außerdem habe es sowohl unter den Skinheads als auch unter den Hochzeitsgästen mehrere Leichtverletzte gegeben. Die Polizei nahm nach der Schlägerei acht Rechtsradikale fest und hat inzwischen Ermittlungen wegen „Landfriedensbruch und schwerer Körperverletzung“ aufgenommen. Wie die Kripo gestern weiter mitteilte, steht der Täter, der den Moltow-Cocktail geworfen hat, inzwischen fest. Als „schlimm, beschämend und niderschmetternd“ bezeichnete gestern Pastor Alfred Kaufmann von der St.-Nicolai-Gemeinde den Angriff auf die Hochzeitsfeier. Bereits seit Monaten, so berichtete der Seelsorger, komme es in der Umgebung seiner Kirche immer wieder zu regelrechten Straßenkämpfen zwischen eher Rechten und anderen Gruppen von Jugendlichen. In seinem Gemeindehaus seien schon immer alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität willkommen gewesen, und das werde natürlich so bleiben, sagte der Pastor. Die Bevölkerung forderte der Pastor auf, sich durch solche Ereignisse nicht einschüchtern zu lassen.