Ein Bus ersetzt das Arbeitsamt

■ Auf unbürokratische Weise bot der »Info-Bus« Möglichkeiten für neue berufliche Perspektiven

Berlin. »Arbeit für Berlin« prangte grün und schwarz am First des schlohweißen BVG-Busses, der von Anfang November bis einschließlich gestern als »Info-Bus« durch die Bezirke des östlichen Berlin tourte. Organisiert wurde diese Aktion von der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen, der Bundesanstalt für Arbeit und den Berliner Arbeitsämtern. Mit dabei: VertreterInnen von Servicegesellschaften und der Weiterbildungsdatenbank, die direkt vor Ort versuchten, den vielen tausend Arbeitslosen in Ost-Berlin eine neue berufliche Perspektive aufzuzeigen.

Und dies tut not, denn im Ostteil der Stadt lag die Arbeitslosenquote im Oktober dieses Jahres bei 14 Prozent. Die Menschen, die den Weg in den Info-Bus fanden, konnten sich wesentlich ungezwungener als in der gewohnten Hektik und Anonymität des Arbeitsamtes über Möglichkeiten der Umschulung und Weiterbildung, über freie ABM-Stellen und Aktionen zur Frauenförderung informieren.

Täglich kamen etwa 500 bis 700 Ratsuchende zum Bus. Die Beraterinnen und Berater werteten dies als vollen Erfolg. »Es hat richtig Spaß gemacht«, urteilte eine der Angestellten, die ansonsten im Arbeitsamt tätig ist — besonders, weil der bürokratische Aspekt arbeitsamtlicher Kontrolle weggefallen sei: »Die Leute mußten nichts Persönliches von sich erzählen. Sie konnten sich ganz frei orientieren«, sagte eine Beraterin unter dem Funkturm am Alex. Hier, im Bezirk Mitte, hatten vor allem Frauen vorgesprochen, die meisten zwischen 40 und 45 Jahre alt. Viele von ihnen hätten zwar nicht von sich aus einen Arbeitsplatz in einem Frauenprojekt gesucht, erzählte eine Beraterin, »aber auf diese Möglichkeit angesprochen, waren sie recht interessiert«.

Und dennoch: Der Alltag im Info- Bus erschöpfte sich nicht im gemütlichen berufsberatenden Gespräch. Die hereinkommenden Menschen hatten nicht nur ein ganz konkretes Informationsbedürfnis, sondern brachten zum Teil auch ganz unsortiert ihren materiellen und psychischen Frust an den Mann und an die Frau. Eine Diplom-Ökonomin etwa wollte wissen, ob es auch für Frührentnerinnen Weiterbildungsmöglichkeiten gebe. Als sie hörte, daß RentnerInnen allgemein nicht in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden, stellte sie bitter fest: »Da stehen dann also die Frührentner wieder ganz außen vor.«

Die Senatorin für Arbeit und Soziales, Christine Bergmann (SPD), weiß, daß sie nicht alle Probleme lösen kann. In einem Prospekt über die Förderung von Existenzgründungen wird sie mit den Worten zitiert: »Ziel von Arbeitsmarktpolitik muß es sein, neue Wege und Möglichkeiten für einen sich wandelnden Arbeitsmarkt aufzuzeigen. Arbeitslosigkeit darf nicht zur Tatenlosigkeit führen.«

Umweltschutz, Abfallwirtschaft und soziale Dienste: das sind drei der Hauptförderungsgebiete, in denen der Senat denjenigen unter die Arme greifen will, die planen, eine eigene Firma zu gründen. Aber gerade hier zeigt sich mal wieder, daß zwischen Wunsch und Wirklichkeit ein Widerspruch klafft. Denn während viele Menschen gerade in diesen zukunftsträchtigen Sparten Weiterbildungsmöglichkeiten suchen, werden genau diese Kurse kaum noch vom Arbeitsamt gefördert. Die Arbeitsverwaltung befürchtet, daß die neugegründeten Unternehmen nicht bereit sind, ausreichend Arbeitsplätze für AbsolventInnen dieser Kurse zu schaffen. Es wäre also eine Weiterbildung ins Leere hinein. Martin Forberg