Grunau will mehr als 12 Millonen

■ Wirtschaftsbehörde: Verhandlungen mit Grunau über AG-Weser-Gelände „sehr schwierig“

Die neue Bremer Landesregierung hat eine schöne Mitgift des scheidenden SPD-Senats bekommen: Trotz langwieriger Verhandlungen ist es Wirtschaftssenator Beckmeyer nicht gelungen, das Problem „Grunau“ zu lösen. 12,2 Millionen bot Bremen dem Unternehmer im April 1991 für zwei Hallen an, wenn er nur geht. Die Stadtgemeinde Bremen hatte die Hallen 1986/7 für 3,5 Millionen an Grunau verkauft. Aber Grunau will mehr, die Verhandlungen ziehen sich seit Monaten hin, mußte die Behörde den Parlamentariern jetzt vertraulich mitteilen.

„Bremer Umschlagplatz europaweit Spitze“, hatte der Weser-Kurier im Dezember 1990 über das Gelände der ehemaligen AG- Weser-Werft getitelt, der Großkran war gerade mit Steuermitteln instandgesetzt und ausgebaut worden. Seitdem steht der Koloß still am Kai, nur sechs Scheinwerfer mußte er am 5. November tragen, als Grunau in der von der Gewerbeaufsicht geschlossenen Stahlbauhalle eine „Paradiesische Party“ feiern ließ.

In der vergangenen Woche nun legte die Bremer Wirtschaftsbehörde dem zuständigen Parlamentsausschuß einen ernüchternden internen Bericht vor: Die Unternehmensgruppe Grunau, die zwischen 1985-1988 einen Löwenanteil der Freiflächen und Hallen am Kai billigst erhalten hatte, um mit Großanlagenbau neue Arbeitsplätze zu schaffen, soll fast vollständig verschwinden. Nur eine kleinere Halle im hinteren Bereich des Werft-Geländes und Lagerflächen für Stahlplatten soll Grunau behalten. Das Gelände würde von Grunau „suboptimal genutzt“, drechselt die Behördenvorlage den Sachverhalt in verräterisch mißlungenem Latein. Gemeint ist: Der große Bockkran wird von der Fa. Grunau nicht genutzt, von Großanlagenbau ist am Kai nichts zu sehen.

Im April 1991 hatten sich die Stadtgemeinde und Grunau schon im Grundsatz geeinigt: Für die beiden Hallen soll Grunau 12,2 Millionen bekommen, strittig waren damals eine Serie kleinerer Summen: Grunau hat insgesamt ca. 1 Millonen Pacht nicht gezahlt, Grunau will weitere Millionen für Krananlagen und angebliche „Planungskosten“. Im Dezember 1990 hatte Grunau selbst seine Ansprüche einmal auf 30 Millionen aufsummiert.

Es war geplant, die Verhandlungen zwischen Grunu und Bremen so zu beenden, daß eine Woche nach den Bürgerschaftswahlen das Ergebnis dem parlamentarischen Wirtschaftsförderungsausschuß vorgelegt und der Fall noch mit den alten Mehrheiten erledigt werden kann. Aber im August, so berichtet jetzt das vertrauliche Behördenpapier, stellte Grunau den alten Verhandlungsstand „umfassend in Frage“. Für seine Hallen will er mehr, die Mietrückstände soll Bremen ihm schlicht erlassen, eine rechtswidrig in Anspruch genommene Investitionszulage soll aus dem Bremer Staatssäckel erstattet werden, alle Arbeitsplatzauflagen, an die in Grundstücksverträgen die Subventionen geknüpft waren, sollen aufgehoben werden. Nach seinen guten Erfahrungen bei Immobilien-Geschäften mit dem Lande Bremen will Grunau schließlich die „absolut vorrangige Behandlung der Fa. Grunau bei möglichen weiteren Grundstücksgeschäften...“ auf dem AG-Weser-Gelände, so die Behörde.

Dieses Paket geht derzeit selbst dem Ressort des Senators Beckmeyer zu weit. Die Verhandlungen gestalteten sich „derzeit als sehr schwierig“, wurde den Parlamentariern mitgeteilt. Der zuständige Staatsrat Frank Haller will, wenn die neue Landesregierung steht, an Grunau ein definitives Angebot machen, wieviel Bremen zu zahlen bereit ist, damit Grunau das AG-Weser-Gelände verläßt.

Daß Bremen auf dem AG-Weser-Gelände Fehler gemacht hat, kann Haller so nicht sehen. Auf Nachfrage der taz erläuterte er, 1987 habe es eben keine Konjunktur gegeben, in der damaligen „Notlage“ sei es darum gegangen, auf der Brache „Neues vorzuweisen“, und: „Alle haben damals das Grunau-Engagement begrüßt.“ Es sei „wie beim Lottospielen“, so Haller, erst im Nachhinein sehe man, ob man „sein Geld in den Sand gesetzt“ habe.

Acht Jahre nach dem Ende der Traditionswerft muß die bremische Wirtschaftsförderungspolitik völlig neu beginnen. K.W.