Rektor Fink ab heute arbeitslos

■ Gestern wurde dem Rektor der Humboldt-Universität, Heinrich Fink, offiziell die Kündigung überreicht/ Wissenschaftssenator Erhardt will Prorektor Zschunke als Nachfolger/ Reaktion der Uni-Leitung folgt heute/ 2.000 Studenten vor dem Rathaus

Mitte. Der unter Stasi-Verdacht geratene Rektor der Humboldt-Universität (HUB), Heinrich Fink, hat gestern die fristlose Kündigung zugestellt bekommen. Damit entfalle die dienstrechtliche Grundlage für die Ausübung des Amtes als Rektor, hieß es dazu von seiten der Wissenschaftsverwaltung. Wie Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) erklärte, eröffne sich für Fink durch die von ihm angekündigte gerichtliche Überprüfung nun die Möglichkeit, alle seine Unterlagen bei der Gauck-Behörde einzusehen. Als Nachfolger von Fink und kommissarischen Leiter der HUB hat Erhardt den ersten Prorektor Adolf Zschunke benannt. Ob dieser die Nachfolge Finks als Rektor antreten wird, war am gestrigen späten Nachmittag nicht zu erfahren. Prorektor Ulrich Reinisch versicherte, die Prorektoren stünden geschlossen hinter Fink, solange keine anderen Beweise vorlägen. Sie wollen auf der heutigen Konzilsitzung um 14 Uhr bekannt geben, wie sie mit der Kündigung umgehen werden.

Gegen mittag demonstrierten rund 2.000 Studenten vor dem Abgeordnetenhaus in Schöneberg. Nachdem sie sich zunächst nur im nahegelegenen Wartburgpark versammeln durften, zogen sie anschließend doch noch in die Bannmeile vor das Rathaus. Mit lautstarken Pfeifkonzerten und Sprechchören äußerten sie ihren Unmut über die Entscheidung des Senators. Nach einer Stunde bequemte sich schließlich Wissenschaftssenator Erhardt, eine Delegation des Studentenrates der HUB zu empfangen. Sie überreichten ihm eine Protestresolution.

Erhardt verwahrte sich gegen die Forderung, jetzt Verhandlungen über einen möglichen Verbleib Finks auf seinem Posten zu führen. Bei allen Kündigungen wegen Stasi-Mitarbeit sei der Bescheid der Gauck-Behörde zur Grundlage genommen worden. Davon könne er schon aus Gründen der Gleichheit jetzt nicht abweichen. Fink selber habe an diesen Kündigungen zum Teil mitgewirkt und kenne daher diese Verfahrensweise. Eine Studentenvertreterin wandte ein, daß sich niemand an der Humbold-Universität gemeldet habe, dem durch Fink Schaden zugefügt worden sei. Demgegenüber betonte Erhardt, daß auch er nach entlastenden Momenten gesucht hatte, jedoch keine finden konnte. An dem Gauck-Bescheid gäbe es nichts zu deuteln. Er müsse sich als Senator darauf stützen, bis ein Arbeitsgericht anders entscheiden würde.

Die jetzigen Ereignisse werfen nach Ansicht des Wissenschaftssenators den Erneuerungsprozeß an der Humboldt-Universität weit zurück. Die Erneuerung aus eigener Kraft sei nicht geglückt. Die Studenten forderte er auf, mit ihm dafür zu sorgen, daß am Schluß der Auseinandersetzung nicht ein Ansehensverlust der Humboldt-Universität stehe.

Die Sprecherin der SPD-Fraktion, Anna Damrat, kritisierte Finks Versuch, sein persönliches Schicksal mit dem der ganzen Einrichtung zu verbinden. Es könne nicht hingenommen werden, daß Fink ein Monopol für Reformwillen und Reformfähigkeit beanspruche. Auch die Studenten sollten vor ihrer Freisprechung des Rektors das gerichtliche Urteil abwarten.

Gestern wurde von der PDS- Fraktion im Abgeordnetenhaus ein Mißtrauensantrag gegen Erhardt eingebracht. Die Abgeordneten bezeichnen darin Erhardts Verhalten als »Rufmord, Beugung des Grundgesetzes« und »Bruch seines Amtseides«. Darüber kann frühestens Montag abgestimmt werden. anbau/dr/sev