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Sicherheit vor Schnelligkeit?

■ Der Radkasten (6) macht ein Preisrätsel auf und aktiviert die Sicherheit für die Radfahrer

Ein gewisses Feedback der geneigten Leserschaft zu bekommen, das ist der Nebengedanke, wenn der Radkasten vier Bücher auslobt, je eines für die Beantwortung dreier Fragen, von denen sich die erste am Ende dieses Artikels befindet. In den nächsten beiden Radkästen folgen die nächsten Fragen. Man muß die Antworten also mindestens zwei Wochen lang aufbewahren.

Das eine Buch, das es zu gewinnen gibt, ist von Erich Rauschenbach herausgegeben, und das sagt fast alles: Fahrrad-Cartoons von 28 Zeichnern (und keiner einzigen Frau) mit so wunderbaren »Geschichten« wie Das Anfängerrad von P. Fuchs oder .AN.STELLE von M. Oesterle. NEL, Liebermann, Brecheis und der einzigartige Ralph Görtler sind wahre Highlights des Lachbuchs High Pedality 2, das uns die Bielefelder Verlagsanstalt gerade recht zur Weihnachtszeit für 25 Mark auf den Ladentisch legt.

»Sicherheit vor Schnelligkeit!« Dieses rätselhafte Schild befindet sich meines Wissens noch heute am Ortsausgang Frankenbach Richtung Kirchhausen. Die B39 machte dort einen Schlenker über eine Kuppe, bevor sie nach dem gelben Ortsausgangsschild an einer Pappelreihe entlang zu einer 700 Meter langen Beschleunigungsgeraden wurde. Gekrönt war diese mit einer nicht anspruchslosen Kurvenkombination, die sich auf einer Endmoräne hinaufschlängelte. Auf diesem Straßenstück starben jährlich zwei bis zehn Menschen wegen falscher Geschwindigkeit.

Das »Sicherheit vor Schnelligkeit« vergeblich anmahnende Schild mit dem grünen Kreuz der Kreisverkehrswacht Heilbronn e.V., stets säuberlich aus einer Hecke herausgeschnitten, damit ich es lesen und darüber rätseln konnte, wie denn bitte die Autofahrer vor Schnelligkeit geschützt werden sollten, dieses Schild mit der Losung darauf hatte für mich den Charakter eines Mantras, ein weltliches Marterl am Wegesrand: »Gedenket der Toten auf den nächsten 1.000 Metern.«

Als Rosenkranzspruch heruntergeleiert, liegt die Betonung auf Schnelligkeit, ein Wort, das schon aus der Mode kam, als das Schild in den 70ern aufgestellt wurde. Geschwindigkeit wäre das zeitgemäße Wort. Dann läge die Betonung automatisch auf »vor«, und »Schnelligkeit« ist für mich sowieso etwas anderes.

Geschwindigkeit ist eine absolute, meßbare Größe, ein Blick auf den Tacho. Schnelligkeit, das ist ein Zustand, der Pfeil im Flug. Dieses Wort trägt Kraft, Bewegung, Energie in sich, ist ein Blick auf eine (Kunst-)Fertigkeit. Wie behende, geschickt, siegreich und sicher, wie schnell bewege ich mich in meinen Siebenmeilenstiefeln, dem Rad, durch den Verkehr?

Bevor ich also im Dezember meinen Schnellkurs »Aktive Sicherheit beim Radfahren« durchziehe, mußtet Ihr den heutigen Prolog stirnrunzelnd zur Kenntnis und damit die erste Hürde nehmen: »Sicherheitsfahren fängt im Kopfe an.« Wie sonst käme der Autor auf die Überschrift des nächsten Radkastens: »Sicherheit durch Schnelligkeit«?

Die erste Preisfrage am Ende lautet folglich: Was will der eigentlich, der... Ulle

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