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Das Wort zum Sonntag

■ Nichts ist ihnen heilig: Bibel-Quiz bei RTL plus, Sonntag, 14.20 Uhr

Hamburg (dpa/taz) — In welcher Sprache wurde das Neue Testament geschrieben? Griechisch, Aramäisch, Hebräisch oder Latein? Welchen festen Wohnsitz hatte Jesus während der Zeit seines öffentlichen Auftretens? Oder: In welchem heutigen Staat liegt der heilige Berg Ararat? Das sind keine Fragen aus dem Konfirmandenunterrricht oder an Theologie-Erstsemester, sondern Nüsse, die bibelfeste Ratefüchse zu knacken haben. Denn RTL plus kennt kein Erbarmen: Pünktlich zum ersten Advent läutet der Kölner Privatsender um 14.20 Uhr die erste Runde eines Bibel-Quiz ein. An 26 heiligen Sonntagen soll das heitere Ratespiel rund um das Buch der Bücher, das in Halbstunden-Einheiten über die Bildschirme flimmern wird, seinen Schöpfern Einschaltquoten bescheren.

Der 34jährige Moderator Wolfgang Binder, der sich in Bibel- Camps für seine neue Tätigkeit fachlich vorbereitete, will keine frommen Sprüche klopfen: „Ich bin nicht der neue Gottesmensch von RTL plus. Wir wollen mit dem Quiz aber einen Gegenpol zu den anderen zehn, zwölf herkömmlichen Ratespielen im Fernsehen bieten. Die Kandidaten spielen für einen guten Zweck. Die Gewinnsumme ist ein Klacks im Vergleich zu anderen Spielshows.“ Maximal 5.000 Mark kann der beste der vier Kandidaten, der sich ins Finale durchgeboxt hat, abräumen. Er muß sie aber einem guten Zweck zur Verfügung stellen.

15 Folgen sind bereits vorproduziert. Überraschendes Ergebnis: Elf Sieger waren protestantisch, zwei Katholiken und zwei ohne Konfession.

Im Februar soll die zweite Staffel in Angriff genommen werden. Eine Million Zuschauer erwartet man bei RTL plus am frühen Sonntag nachmittag, fast doppelt so viele wie sonst zu gleicher Tageszeit. 60.000 Mark kostet RTL plus jede 30minütige Folge, die nicht — wie andere Ratespiele — durch Werbung unterbrochen wird.

Wolfgang Binder „steht hinter dem Konzept“, seine Jugend in einer Pfarrei stellt der Rosenheimer nicht als ausschlaggebenden Beweggrund für sein TV-Engagement in den Vordergrund. In München war er Musiker am Residenztheater, Fernseherfahrung sammelte er beim ZDF, Tele 5 und zur Zeit auch beim Bayerischen Rundfunk in der Kindersendung Ping Pong. Bei seinem Seitensprung zu RTL plus — sonst bei der ARD fast ein unverzeihliches Sakrileg — drückte Fernsehdirektor Wolf Feller diesmal beide Augen zu.

Neben Kunst und Botschaft und Pfarrerin und Pfarrer ist das Bibel- Quiz nicht die einzige christliche Erbauung im RTL-plus-Programm. Kein Wunder, Programmchef Helmut Thoma, der sonst für Tutti Frutti und ähnliches verantwortlich zeichnet, hat schließlich in Kirchenrecht promoviert.

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