Bushs „Pitbull-Terrier“ John Sununu geht

Der US-Präsident verabschiedet sich von seinem Stabschef/ Das Antirezessionsprogramm läßt auf sich warten  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Weil es nun einmal einfacher ist, das Personal zu wechseln, als die Politik zu ändern, hat Präsident George Bush seinen Stabschef und engen Vertrauten John Sununu in den Rücktritt getrieben.

Stabschef Sununu war in den letzten Wochen für die zahlreichen Fehler des Präsidenten verantwortlich gemacht worden. Als es dann am Wochenende darum ging, seinen Job zu retten, mußte John Sununu feststellen, daß er in den politischen Zirkeln Washingtons keine Freunde mehr hatte. Diese hatte sich der „Pitbull-Terrier im Weißen Haus“, so ein republikanischer Kongreßabgeordneter über Sununu, durch seinen oft rüden Umgang und die Affäre um seine freizügige Benutzung von Regierungsflugzeugen für private Ski- und Shopping-Trips alle vergrault.

Die Entlassung des „Chief of Staff“ ist in der amerikanischen Politik das ritualisierte Bauernopfer eines „Präsidenten in Panik“ (so der Londoner 'Economist‘), dessen Popularitätsrate sich seit dem Golfkriegstriumph in die gleiche Richtung bewegt wie die Wachstumsrate der US- Wirtschaft: nämlich nach unten. Dennoch fiel George Bush der Abschied von Sununu äußerst schwer, hatte der ehemalige Gouverneur von New Hampshire doch im Februar 1988 Bushs damals beinahe hoffnungslosen Präsidentschaftswahlkampf in dem wichtigen Staat noch einmal beflügeln können.

Sununu wird nun voraussichtlich dem bisherigen Verkehrsminister Samuel Skinner Platz machen, der zusammen mit dem ebenfalls noch zu benennenden Wahlkampfberater Bushs das kommende Präsidentschaftsrennen vorbereiten soll. Der „politischen Belastung“ des bärbeißigen John Sununu mag sich George Bush damit galant entledigt haben. Ein wirtschaftspolitisches Programm zur Überwindung der Rezession hat er damit allerdings noch lange nicht gefunden.