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Lotze: Viett an Haig-Aktion unbeteiligt

Koblenz (taz) — Die im vergangenen Jahr in der Ex-DDR festgenommene RAF-Aussteigerin Inge Viett ist auch nach Angaben von Werner Lotze nicht am RAF-Attentat auf den damaligen Nato-Oberbefehlshaber und späteren US-Außenminister Alexander Haig 1979 im belgischen Obong beteiligt gewesen. Lotze relativierte am Mittwoch vor dem Koblenzer OLG eigene Aussagen gegenüber der Bundesanwaltschaft (BAW). Darin hatte Lotze erklärt, Inge Viett habe von dem Anschlag auf Haig gewußt und „ein persönliches Interesse“ an dem Anschlag gehabt. Viett hatte zum Prozeßauftakt in der letzten Woche betont, sie habe an der Haig-Aktion weder mitgewirkt noch von ihr gewußt. Lotze sagte am Mittwoch, Viett sei etwa eine Woche vor dem Anschlag kurz in der Brüsseler RAF-Wohnung gewesen, von wo aus die Aktion vorbereitet wurde. Aus Gesprächen mit Viett habe er den Eindruck gehabt, Viett wisse über eine bevorstehende Aktion der RAF Bescheid. Über Tatort oder gar das Anschlagsziel sei nicht geredet worden. „Viett kam, als es nichts mehr zu planen gab“, sagte Lotze. Lotze blieb jedoch dabei, daß er davon ausgegangen sei, Inge Viett hätte bei dem Besuch auch eine Maschinenpistole überbracht, die für die Haig-Aktion benutzt werden sollte. Inge Viett bestreitet nicht den Besuch, versichert aber, er habe der Überbringung einer Fotoplatte für einen Stempel gedient. Die Maschinenpistole habe sie, die damals noch Mitglied der Bewegung 2.Juni war, der RAF im Zuge sporadischer Zusammenarbeit schon 1978 übergeben, ohne die Bestimmung der Waffe zu kennen.

Die von der Bundesanwaltschaft behauptete Beteiligung Vietts an der „Planung und Vorbereitung“ des Haig-Anschlags ist einer der zentralen Anklagepunkte gegen Inge Viett. Sie ist im Prozeß zu umfangreichen Aussagen über sich und ihre Rolle in der RAF bereit, hat sich jedoch am ersten Prozeßtag auch klar geäußert, daß sie nicht bereit sei, andere RAF- Mitglieder mit Aussagen, die über das bisher Bekannte hinausgehen, zu belasten. Thomas Krumenacker

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