Ex-Stasi-Mitarbeiter wollen vor Gericht aussagen

■ Abgeordneter Fischbeck (Bündnis 90) sagt, über Heinrich Fink seien nur »Informationen abgeschöpft« worden

Schöneberg. Der Abgeordnete Hans-Jürgen Fischbeck, Bündnis 90, will in mehreren Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern der Staatssicherheit nähere Informationen über die umstrittenen Vorwürfe gegen den Rektor der Humboldt- Universität erhalten haben. Aus Gründen des Personenschutzes weigerte sich Fischbeck, Angaben über die Zahl seiner Gesprächspartner zu machen. Gegenüber der taz erklärte er, daß Fink weder von Mitarbeitern der Staatssicherheit angeworben wurde, noch irgendeine Erklärung unterschrieben habe. Er habe auch keine Vereinbarung per Handschlag getroffen und keinesfalls konspirativ gearbeitet. Über Fink seien indirekt »Informationen abgeschöpft« worden.

So seien vor allem die Gespräche Finks im damaligen »Staatssekretariat für Kirchenfragen« mitgehört und verarbeitet worden. Bei bestimmten Leute, vor allem aus Kirchenkreisen, sei von der Stasi darauf verzichtet worden, sie direkt anzuwerben. Es sei bekannt gewesen, daß sich viele Kirchenvertreter vor Stasi-Kontakten schützten, indem sie die konspirativen Regeln nicht einhielten und sofort ihren Umkreis davon informierten.

Die beiden von Joachim Gauck in der Konzilssitzung der Humboldt-Universität genannten Stasi-Offiziere Roßberg und »Laux« seien keine Führungsoffiziere im üblichen Sinn gewesen. Sie hätten die Akten geführt, gesammelt und angelegt. Einen persönlichen Kontakt zwischen den Stasi-Offizieren der Abteilung XX/4 und Fink habe es nie gegeben. Es sei allerdings nicht auszuschließen, daß an anderer Stelle der Stasi jemand mit ihm direkt gesprochen habe.

Die fünf Aktenbände von »Heiner« wurden am 4. Dezember 1989 vernichtet. Dieser Befehl sei direkt von General Schwanitz, dem Nachfolger von Erich Mielke gekommen. Zwei Tage später sei diese Anweisung zurückgenommen worden. Zur Vernichtung der Akten über den IM-Vorgang »Heiner« meinte Fischbeck nach Aussagen seiner Quelle, dies sei deshalb geschehen, weil sie ein »Sammelsurium« gewesen sein sollen. Über ihre Kenntnisse wollen der oder die Stasi- Mitarbeiter nur als Zeugen vor Gericht aussagen. Sich in die Öffentlichkeit zu begeben halten sie für zu gefährlich. Einen Bericht der 'Berliner Zeitung‘, wonach sich Fischbeck mit einem Stasi-Obersten, einem Notar und einem unabhängigen Rechtsanwalt getroffen habe, um eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dementierte Fischbeck gegenüber der taz. Der in der 'Berliner Zeitung‘ erwähnte Name des Stasi-Offiziers sei nicht von ihm genannt worden. sev/anbau