Keine Zukunft für Biosprit

■ Äthanol aus Zuckerrüben ist zu teuer / Geldhahn zu für Versuchsanlage in Eversen

Mit 50 Millionen Mark haben Bund und Land bisher die Bioäthanol-Anlage in Eversen bei Rotenburg bezuschußt. Diese Förderung wird zum Ende des Jahres gestrichen. Vor allem die Grünen haben den Ausstieg aus dem Versuch forciert. In ihren Augen ist die Gewinnung von „Bio-Sprit“ aus nachwachsenden Rohstoffen ökologisch und ökonomisch unsinnig, erklärte der argrarpolitische Sprecher der Grünen, Erich von Hofe.

In Eversen stehen rund 30 Arbeitsplätze, vor allem aber ein Absatzmarkt für die Landwirte der Umgebung auf dem Spiel. Die ehemalige CDU-Landesregierung unter Ernst Albrecht hatte die Produktion von Bio-Treibstoff seinerzeit als einen Ausweg aus der Absatzkrise in der Landwirtschaft propagiert. Etliche große Landwirte sind Miglieder in der Gesellschaft und sichern sich darüber eine Anbau- und Absatzgarantie.

Verarbeitet werden in Eversen vor allem stärkehaltige Erzeugnisse wie Kartoffeln, Zuckerrüben und die eigentlich aus den Tropen stammende Tobinambur. Das gewonnene Bioäthanol soll als Beimischung für Industrietreibstoff und Benzin den Verbrauch von nicht nachwachsenden Rohstoffen senken — angesichts der niedrigen Ölpreise allerdings ein ökonomisch unattraktives Verfahren. Ökologen lehnen das Projekt ab, weil die gepriesenen nachwachsenden Rohstoffe zu Monokulturen führen, und die Produktion des Biosprits enorm viel Energie schluckt.

Bereits nach der Fachtagung „Nachwachsende Rohstoffe“ im September in Hannover bewertete Landwirtschaftsminister Funke die Zukunft der Versuchsanlage sehr skeptisch. Das endgültige „Aus“ für die Förderung der DAA erklärte der Staatssekretär des Landwirtschaftsministeriums, Uwe Bartels, Ende November. Doch Hannover will die betroffenen Landwirte „nicht im Regen stehen lassen“ (v.Hofe). Die DAA soll ein Konzept für eine „ökologisch sinnvolle Produktion mit nachwachsenden Rohstoffen“ vorstellen. Dann könnten unter Umständen weiter Mittel aus Bonn und Hannover fließen.

Im Gespräch ist derzeit die Gewinnung von Kartoffelstärke zur Produktion von Folien. Die DAA soll bereits mit der niederländischen Firma „Avebe“, einer der größten Stärkeproduzenten in Europa, in Kontakt stehen. Die Avebe ist bereits an der „Wendlandstärke“ in Lüchow-Dannenberg beteiligt. Dort haben die Verträge der Landwirtschaft allerdings nicht die erhofften Absatzgarantien gebracht. Annemarie Struß-von Poellnitz