Derrick auch in Fernost

■ Deutsche TV-Produkte im Ausland kaum begehrt

Wenn die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten Interessenten aus aller Welt für mehrere Tage zu einer Werbe- und Verkaufsveranstaltung laden, möchte man das Ganze doch für eine einigermaßen imposante Veranstaltung halten. Doch was da unter dem Titel German Screenings auf einer Etage eines Kölner Nobelhotels über die Bühne ging, mutete doch eher an wie ein geselliges Beisammensein im kleinen Kreis.

Die fünf ARD-Vertriebsgesellschaften (Bavaria, NDR international, Studio Hamburg, Telepool, WDR international) und das ZDF hatten jeweils ein paar Zimmerchen angemietet, in denen sich rund 200 Kauf- oder doch zumindest Sehwillige aus 30 Ländern Augewähltes aus gut 1.800 Stunden Fernsehen, made in Germany, zu Gemüte führen konnten. Das Gros in untertitelten Fassungen, nur einige erfolgversprechende Angebote wie Vorabend- oder Krimiserien in englischer Version. Und da wird dann beispielsweise aus dem ZDF-Vorabendheuler Wie gut, daß es Maria gibt eine international griffige Dynamite Maria (namensmäßig ein klassischer Fall von Mogelpackung) oder aus dem Tatort-Schimmi ein honoriger Chief Inspector Schimanski.

Auch wenn sich Derartiges noch einigermaßen verkaufen läßt, im großen und ganzen ist mit deutschen TV-Produktionen im Ausland kaum ein Geschäft zu machen. So klagt denn auch Alexander Coridass, Leiter der Abteilung Programmvertrieb beim ZDF, daß man zwar immer einhelliges Lob über den hohen Qualitätsstandard zu hören bekomme, letztlich aber doch immer mehr billige Endlos-Serienware gefragt sei. Ambitionierte Fernsehspiele wie Der Hammermörder oder Hurenglück ließen sich selbst in den Hauptabnehmerländern, Italien und Frankreich, nicht absetzen. Derart brisante Themen mit psychologischem Tiefgang seien für die dortigen ZuschauerInnen nach Überzeugung der betreffenden TV-Verantwortlichen unzumutbar. Lediglich bei Fernsehspielen, die sich mit der deutschen Wiedervereinigung befassen (beispielsweise Marx und Coca Cola) konte man reges Kaufinteresse verzeichnen.

Aber die eindeutigen Renner waren auch in diesem Jahr wieder Krimi-Dauerläufer wie Derrick, der seit geraumer Zeit auch in Fernost regelmäßig das Gute siegen läßt, Tatort (demnächst auch in Südafrika) oder Der Fahnder, den man erstmals nach Südamerika verscherbeln konnte. Doch auch das bleiben letztlich Einzelerfolge. An große Kombi-Pakete, wie sie die US-Companies regelmäßig unseren Sendern andrehen (zwei Rosinen plus 48 Ladenhüter) ist hierzulande nicht zu denken.

Überhaupt, Amerika. Eine einzige Vertreterin aus dem Land der ungezählten TV-Stationen hatte sich nach Köln verirrt. Und die kam vom National Geographic TV und war ausschließlich an Produktionen wie Terra X interessiert. Da konnte Maria noch so viel Dynamit unter der Kutte haben. Reinhard Lüke